Heinz Rudolf Kunze – Die Gunst der Stunde
Seit 30 Jahren ist Heinz Rudolf Kunze nun schon musikalisch aktiv und hat in dieser langen Zeit viele Alben veröffentlicht. Einige davon waren genial, andere weniger, manche sogar regelrecht enttäuschend. Doch immer ist Kunze sich selbst treu geblieben und man konnte sicher sein, dass man 100 % Kunze geboten bekommt, wenn man ein Album von ihm kauft. Zum Jubiläum gibt es natürlich auch ein neues Werk von ihm, und „Die Gunst der Stundee“, so viel sei vorweg genommen, gehört zu den besten Alben, das der inzwischen 54-jährige in seiner langen Karriere veröffentlicht hat.
Natürlich bekommt der Hörer auch auf der neuen Platte wieder den gewohnten Kunze-Stil geboten, und das auf allerhöchstem Niveau. Das beweist der hoffnungsvolle, an den Klassiker „Mit Leib und Seele“ erinnernde Opener „Hunderttausend Rosen“ ebenso wie der bitterböse Bluesrocker „Ich glaub du liebst mich“, der textlich von einer eher an Geld und Luxus als an Liebe orientierten Freundin handelt. Eine wunderschöne Ballade erwartet den Hörer bei „Ganz von selbst“, das, wie schon der Opener, für Kunze-Verhältnisse äußerst hoffnungsvoll ausgefallen ist. „Kampfzone Mitte“ hingegen beweist, dass Heinz Rudolf Kunze auch anno 2011 noch in der Lage ist, textlich heiße Eisen anzupacken. Musikalisch gehört der Titel zu den rockigsten Stücken der Platte. „Ich liebe dich“ ist dann wieder das genaue Gegenteil – ein Liedeslied, das klassischer nicht sein könnte, immer romantisch, aber nie kitschig und textlich wie musikalisch über jeden Zweifel erhaben. Doch besonders die dezenten Geigen- und Bläsereinsätze heben den Titel auf ein noch höheres Level.
Wer der Meinung ist, dass Kunze besonders in seinen bitterbösen Momenten am Stärksten ist, der wird „Susanne es ist aus“ lieben. Hier rechnet der Protagonist schonungslos mit seiner Ex-Freundin ab, die ihn im Grunde nur ausgenutzt und ausgebeutet hat. An den Sohn des Sängers gerichtet ist „Wie man tanzt und singt“, das das Thema Zukunftsängste auf eine ungewöhnlich lebensbejahende Art angeht und musikalisch in den Strophen an Marius Müller-Westernhagens „Ganz und gar“ erinnert, doch ohne den Titel zu kopieren. „Unbeliebt“ mit seinen kreativen Wortspielen ist textlich dann ein ganz typischer Heinz Rudolf Kunze, wie man ihn spätestens seit seinem „Sicherheitsdienst“ kennt und schätzt.
Wirklich jedes einzelne Lied dieses Albums, das im Übrigen Heinz Rudolf Kunzes Tochter gewidmet ist, ist mindestens gutklassig, auch die hier nicht erwähnten Titel. Ausfälle sind keine zu verzeichnen, während man zum Aufzählen der Höhepunkte des Albums mehr als eine Hand benötigen wird. Heinz Rudolf Kunze hat „Die Gunst der Stunde“ genutzt und eines seiner besten Alben überhaupt aufgenommen. Selbst mit Klassiker-Alben wie „Dein ist mein ganzes Herz“ oder seinen genialen Frühwerken wie „Eine Form von Gewalt“ kann es die neue Platte auf ihre ganz eigene Art und Weise locker aufnehmen.
VÖ: 21.01.2011
Ariola (Sony Music)
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