Michael Jackson – Michael
Selten war das Geschäft mit dem Tod so lukrativ wie im Fall Michael Jackson. Fast jede CD vom einstigen King of Pop fand sich nach seinem tragischen Tod im Juli 2009 weltweit in den Charts wieder. Das erste posthume Album „Michael“ scheint da lediglich eine logische Konsequenz. Insgesamt neun bisher unveröffentlichte Songs umfasst der Longplayer, der in Zusammenarbeit mit diversen Produzenten und einigen namhaften Künstlern entstand.
Posthume Veröffentlichungen bewegen sich auf schmalem Grat. Erst recht, wenn neues, bisher unveröffentlichtes Material unter dem Namen eines verstorbenen Künstlers auf den Markt gebracht wird. Michael Jackson war ein Perfektionist, ein unermüdlicher Songschreiber, Dichter und Komponist. Dass Jackson an einem neuen Album arbeitete, wurde noch zu seinen Lebzeiten bekannt. Ob es jemals veröffentlicht worden wäre, bleibt hingegen ungewiss. Nach seinem Tod entscheiden darüber nun andere. Eine Auswahl von 10 Songs wurde aus dutzenden Songentwürfen, Rohfassungen und Demos getroffen und in diversen Musikstudios überarbeitet, abgemischt und fertiggestellt.
So auch die Leadsingle „Hold My Hand“, die Notizen zufolge, schon früh von Jackson als erste Single seines neuen Albums benannt wurde. „Hold My Hand“ trägt eindeutig die Handschrift von Produzent Akon, der den Song in Zusammenarbeit mit Claude Kelly ursprünglich für Whitney Houstons Comeback-Album schuf. Als Leadsingle eignet sich der Song bestens, ist er von allen Tracks des Albums doch der mit dem größtem Hitfaktor. Dem eingängigen Refrain sei dank. Viel mehr Michael Jackson steckt hingegen in Songs wie „Hollywood Tonight“ oder „Breaking News“, die vertraute Elemente aus typischen Jackson Uptempo-Songs vorweisen und an Hits wie „Jam“ oder „Dangerous“ erinnern.
„Monster“ entstand wie die meisten der zehn Tracks im Jahr 2007 und beinhaltet ein Feature-Rap von 50Cent. Eine gut gelungene Nummer voller Energie und einer impulsiven Atmosphäre, die nur noch vom grandiosen „(I Can’t Make It) Another Day“ übertroffen werden kann. Die Kollabo mit Lenny Kravitz ist ein Jackson Song wie man ihn sich wünscht. Der Refrain ist wuchtig, die Gitarren machen ordentlich Lärm und Jacksons Gesangsperformance ist gewaltig. Mit „Behind The Mask“ kann das hohe Niveau auch anschließend gehalten werden. Der Song entstand (wie auch „Much To Soon“) bereits zu Thriller Zeiten und verwundert mit seinen Oldschool-Elementen daher wenig. Die starken Strophen, das Saxophon-Spiel und einige gelungene elektronische Akzente lassen „Behind The Mask“ zum wahren Anspieltipp werden, der übrigens bereits Eric Clapton im Jahr 1987 zu Erfolg verhalf.
„(I Like) The Way You Love Me“ ist der einzige Song auf „Michael“, der bereits zuvor auf einer Compilation erschien. Die Ballade ist ähnlich wie die drei anderen ruhigen Tracks des Albums jedoch kein wirkliches Highlight. Einzig „Keep Your Head Up“ kann mit schönen Melodien und einfühlsamer Atmosphäre punkten. „Best Of Joy“, eine der letzten Jackson Aufnahmen überhaupt, enttäuscht hingegen.
Musikalisch kann „Michael“ insgesamt dennoch überzeugen. Vor allem die ca. drei Jahre alten Songs bringen viel Qualität mit sich und lassen erahnen, dass Jackson eine Menge gutes Material für ein echtes Studioalbum zur Verfügung hatte. Mit der Frage, wie die Songs klingen würden, wären sie von Jackson selbst fertig gestellt worden, muss man sich dabei arrangieren können. Denn schlussendlich ist „Michael“ nicht mehr als eine Compilation neuer Songs. Ein Michael Jackson Album, aber nicht Michael Jacksons Album. Ein kleiner aber entscheidender Unterschied, den man verstehen und akzeptieren muss, um wahre Freude an der CD finden zu können.
VÖ: 10.12.2010
Sony Music
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