Martin Eyerer – Tiny Little Widgets

Martin Eyerer

Martin Eyerer hat sich einen Namen gemacht. Nicht nur mit Tracks wie „Haunting“ mit Chopstick und Philippe Zdar, Sänger von Cassius, oder den zahlreichen Remixen für Acts wie Simply Red, Snap oder Kosheen. Martin moderiert auch auf Radio Sunshine Live eine Techno-Sendung die den Namen seines Labels „Kling Klong“ trägt. Für jede Menge dieser „Klings“ und „Klongs“ sorgt Martin Eyerer auch auf seinem zweiten Album „Tiny Little Widgets“, denn in den letzten Monaten hat sich Martin immer mehr den minimalen Sounds verschrieben.

Die ganz große Zeit des Minimal-Hypes scheint zwar schon beinahe wieder vorbei, doch in den großen Clubs ist der Sound noch immer nicht wegzudenken. Er war immer da und wird es wohl auch immer bleiben. Für diese Clubs liefert der Stuttgarter Musiker, DJ und Produzent neues Material in Form von 14 neuen Stücken. Den Starter „The Circle“ gibt es dabei gleich zwei Mal. Instrumental und zusätzlich in einer Version mit Tayfun Ünlüs Stimme, die dem Song deutlich mehr Groove verleiht. Die Vokalisten sorgen auf Eyerers Album immer wieder für erfrischende Abwechslung. Allen voran Sängerin Sian Kosheen, die „Your Move“ mit ihrer grandiosen Stimme ganz ungezwungen den typischen Stil ihrer englischen Band aufdrückt. Auch das lateinamerikanische „Un Empujon“ mit America Rodriguez ist äußerst tanzbar und melodiös und hebt sich von dem instrumentalen Blubber-Sound anderer Tracks deutlich ab.

Für viele der weiteren Titel braucht man dann aber doch ein wenig Sinn für Minimal-Sounds. Das schwierige an dieser Musikart ist eindeutig vom hypnotisch sphärischen Grooves nicht in langweilig monotone Loops abzurutschen, die letztendlich nur noch zur Hintergrund-Beschallung einer Lounge brauchbar sind. Martin gelingt es bei Instrumentals wie „Route 47“, „El Paso“ und „Catweasel“ den Hörer bei Laune zu halten. Der letzte Track der LP, „A Cherry Blossom“ trotz dann sogar durch seine künstlerische Tiefe und erzählt eine musikalische Geschichte zwischen Traum und Wirklichkeit.

Leider sind mit „Big UP“, „Shabu Shabu“ und „The Shark“ auch ein paar Nummern dabei, die recht lange auf der Stelle treten. „Jazzy Things“ entschuldigt sich in Anlehnung an das im Titel enthaltende Genre, bietet aber leider wenig der erwarteten Abwechslung. Dafür gibt es ein leierndes Sample und nervige Voice-Fetzen. Fans des tiefen Minimal werden aber auch an diesen erwähnten Songs ihre Freude haben bzw. wahrscheinlich gerade diese lieben. Genau den Fans sei auch die zweite CD ans Herz gelegt, auf denen die Tracks des Albums von namenhaften DJs der Szene gemixt und zu einem DJ-Set verarbeitet wurden. Mit dabei sind unter anderem Tigerskin, Florian Meindl, Martin Woerner und Thomas Schumacher.

Fazit: Wer bei Dub und Minimal einschläft, der kann höchstens mit „Your Move“ und „Un Empujon“ etwas anfangen. Wer auf diese spezielle Form der elektronischen Musik steht, der hält mit „Tiny Little Widgets“ ein abwechslungsreiches Album in den Händen, dass einige starke Tracks zu bieten hat.

VÖ: 22.10.2010
Label: Blufin (Rough Trade)
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