Helloween – 7 Sinners

Helloween

Das letzte Helloween-Album „Gambling With The Devil“ vor drei Jahren war gelinde gesagt eine Enttäuschung auf hohem Niveau. Gewiss, alles andere als ein schlechtes Album, aber wenn man bedenkt, dass eine Band wie Helloween in den 80ern Klassiker wie die beiden ersten „Keeper“-Alben aufgenommen und auch in den 90ern, nach einer etwas kommerzielleren Zwischenphase, überaus geniale Platten wie „The Time Of The Oath“ veröffentlicht hat, dann konnte man schon mehr erwarten. Heute stehen die Zeichen auf Sturm. Das neue Album trägt den Namen „7 Sinners“ und ist nicht nur eine der härtesten und schnellsten, sondern auch eine der besten Platten der Band.

Das Album strotzt nur so vor Energie und strahlt fast schon eine ähnliche Kraft aus wie die frühen Werke der Band. Zu dieser ungebändigten Energie gesellt sich aber natürlich auch die Professionalität der modernen Helloween, so dass wir hier von einer perfekten Mischung sprechen können. Klar, Andi Deris ist nach wie vor kein Michael Kiske und auch kein Kai Hansen, aber nach inzwischen bereits 16 Jahren dürften sich selbst die traditionellsten Fans an seine Stimme gewöhnt haben. Vor allem passt seine Stimme zu den Titeln, da er hier des Öfteren auch tiefere Töne anschlagen kann. Generell bietet das Album sowohl die gewohnt fröhlichen Klänge klassischer Helloween-Alben als auch düstere Elemente, die in die Richtung des genialen, aber nicht ganz unumstrittenen „The Dark Ride“-Albums tendieren. Diese Mischung macht einen nicht gerade kleinen Teil der Genialität des Albums aus, denn auf diese Weise ist für Jeden etwas dabei.

Fans des gepflegten Happy Metals werden Feuer und Flamme sein für Songs wie das flotte, als Fortsetzung von „Perfect Gentleman“ gedachte „Who Is Mr. Madman?“, den Kracher „World Of Fantasy“ oder den Mitsing-Ohrwurm „The Sage, The Fool, The Sinner“. Liebhaber des „The Dark Ride“-Albums können sich dagegen über den Opener „Where The Sinners Go“ oder das für Helloween-Verhältnisse gleichermaßen düstere wie nachdenkliche „You Stupid Mankind“ freuen. Und da zu einem guten Helloween-Album auch eine romantische Ballade gehört, ist mit „The Smile Of The Sun“ eine eben solche auf „7 Sinners“ vertreten, und glücklicherweise kommt der Song erfreulich kitschfrei daher. Auf der anderen Seite bieten sich für jene Fans, denen Helloween gar nicht hart genug sein können, ungewohnt heftige Lieder wie das Judas Priest-mäßige „Long Live The King“ geradezu an. Auch die kurzen Blastbeat-Passagen im Mittelteil der Vorab-Single „Are You Metal?“ sorgen für eine echte Überraschung, denn in einem derartigen Geschwindigkeitsrausch hat man Helloween bisher noch nicht erleben dürfen.

Haben wir es demnach mit dem perfekten Album zu tun? Nicht ganz, denn kleine Kritikpunkte wie die zu sehr gewollte Progressivität bei „My Sacrifice“ oder die bei „Anything My Mama Don’t Like“ abgekupferte Melodieführung im Refrain von „Are You Metal?“ stören den Hörgenuss geringfügig. Solche Schönheitsfehler, die man ohnehin mit der Lupe suchen muss, können aber nichts am überragenden Gesamtbild des Albums ändern. Tatsächlich handelt es sich bei „7 Sinners“ um die beste Scheibe der Band seit dem überaus gelungenen „The Time Of The Oath“, wobei das neue Werk vielleicht noch ein bisschen besser ist. Damit ordnet sich die Platte nur knapp unterhalb des Levels der ersten beiden „Keeper“-Scheiben ein.

VÖ: 29.10.2010
Columbia Dragnet (Sony Music)

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