Hail Of Bullets – On Divine Winds
Was? Eine Metal-Band veröffentlicht ein Album mit Kriegsthematik? Furchtbar originell. Kommt dies allerdings von Hail Of Bullets, ist jeglicher Sarkasmus binnen Sekunden wie weggeblasen. Die holländischen Old School Death Metal-Allstars um Ed Warby (Gorefest) und Martin van Drunen (Asphyx) vertonte auf ihrem Debüt „…Of Frost And War“ die Kämpfe an der Ostfront des Zweiten Weltkriegs in Perfektion. „On Divine Winds“ ist mehr als nur eine Fortsetzung – es ist, mal so eben im Vorbeigehen, das beste Todesstahl-Album des Jahres.
Dieses Mal widmen sich die Niederländer dem Aufstieg und Fall des japanischen Imperiums – angefangen mit dem Angriff auf Pearl Harbor in „The Eve Of Battle“ bis zur Kapitulation durch Kaiser Hirohito, dessen Radio-Ansprache in das abschließende „To Bear The Unbearable“ eingearbeitet wurde. Dazwischen liegt feinster Todesstahl der holländischen Schule – Asphyx, Pestilence, Gorefest und Konsorten klopfen immer wieder an.
Stars dieses Albums sind erneut Ed Warby, dessen Drumming an Präzision und Vehemenz kaum zu überbieten ist, die wuchtige Produktion von Dan Swanö (who else?) und Frontmann Martin van Drunen, der den fantastischen Texten das Maximum an Ausdruck mitgibt. Besonders stark: Zu den verschiedenen Kapitel der kriegerischen Auseinandersetzung von Japan und den USA wurden Vocals und Musik perfekt angepasst. Die ersten Angriffe in „Operation Z“ und „Full Scale War“ wirken brutal, rasend schnell und zerstörerisch, während der Abwurf der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki in „Tokyo Napalm Holocaust“ deutlich doomiger und getragener wirken, während sich van Drunens heiseres Organ beinahe überschlägt. Schmerz, Verzweiflung und Sinnlosigkeit schwingen hier mit jeder Note mit.
Wer bei Hail Of Bullets nicht auf die Lyrics achtet, verliert eine wichtige Dimension des musikalischen Genusses. Natürlich ist „On Divine Winds“ oberflächlich betrachtet ein weiteres majestätisches Old School Death Metal-Album – brutal, direkt und schonungslos. Erst in Verbindung mit den durchdachten Texten erkennt man allerdings das komplette Genie der Niederländer, die die historischen Ereignisse authentisch in Szene setzen und der Dramatik und Sinnlosigkeit der kriegerischen Handlungen Ausdruck bis in die kleinste Nuance verleihen. So und nicht anders klingt ein potentieller Genre-Klassiker.
VÖ: 08.10.2010
Metal Blade Records (Sony Music)
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