Christian Durstewitz – Let Me Sing
Christian Durstewitz – bei „Unser Star für Oslo“ war er noch der Favorit Vieler. Mit seinen selbst geschriebenen Songs und seinem speziellen Auftreten überzeuge er nicht nur das Publikum, sondern auch die Fachjury. Doch jetzt ist über ein halbes Jahr vergangen, in dem Lena mit Ihrem Eurovision-Sieg die volle Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte. Wird „Dursti“ es schaffen sich mit seinem Album „Let Me Sing“ wieder in Erinnerung zu rufen?
Rein optisch kann man den liebenswerten Hessen mit der Zottelfrisur und dem farbigen Tuch aus der Tasche eigentlich schon gar nicht vergessen. Musikalisch ruft er sich auf seinem Album sicherheitshalber mit einigen Songs in Erinnerung, die er bereits in der Sendung zum Besten gab und von Musikern wie Jan Deelay, Adel Tawil, Westernhagen und natürlich Stefan Raab hoch gelobt wurden. Darunter ist seine fetzige erste Single „Stalker“, die starke Ballade „Another Night“, aber auch das George Michael-Cover „Faith“. Letzterer passt überraschend gut zu Durstis Klangfarbe und Ausstrahlung und hat somit absolut seine Berechtigung. Neben „Faith“ sollen alle anderen Songs aber tatsächlich von Christian selbst geschrieben worden sein.
Leider kann man das bei manchen Songs auch ein wenig durchhören. Nummern wie „Amazing Wonder“ und „Dying Trying“ fehlt teilweise der textliche und ganz selten auch der melodische Feinschliff. Auch „I’m In Love“ gehört stellenweise dazu, überzeugt aber dafür mit einem fetzigen Rock’n’Roll-Feeling. Mit der Ballade „Don’t Trust Your Eyes“, „Story Of A Dead Man“, dem rockigen „Life Engine“ und „The World Cries!“ zeigt sich Durstewitz dann aber wieder eindrucksvoll von seiner starken Seite mit tollen Songs, die durchdacht und griffig sind. Und auch Nonsense-Spaßnummern wie „I Am“ gehen sofort ins Ohr und bleiben dort hängen. Bei solchen Songs schimmert auch immer wieder die lustige und sympathische Art des USFO-Kandidaten durch, die wir im TV kennengelernt haben. Am meisten kann dieser allerdings mit dem Opener und Albumtitel „Let me Sing“ überzeugen. Fetzig, ausdrucksstark und mit eingängigen Mitsing-Refrain. Ein sicherer Single-Kandidat, vielleicht für den Frühling?
Durstewitz Erstlingswerk ist also durchaus nicht frei von kleinen Schwächen. Dies zeigt sich jedoch nur in ganz wenigen Songs und fällt bei einem zweiten Hören schon gar nicht mehr ins Gewicht, da beinahe alle Nummern sehr eingängig gestrickt worden sind. Außerdem darf ein Debütalbum auch ausbaufähig sein und für ein solches ist „Let Me Sing“ eine starke Platte geworden, die zwischen fetzigem Party-Rock, Popnummern und Balladen wechselt und viele zukünftige Hits bereit hält. Vergleicht man das Album beispielsweise mit Lenas „My Cassette Player“ braucht sich Dursti bei Weitem nicht zu verstecken. Im Gegenteil, die Nummern hier machen deutlich mehr Spaß, sind griffiger und einprägsamer. Christian Durstewitz Karriere ist also noch lange nicht zu Ende. Vielleicht hätte man ihn vielleicht sogar 2011 mit einem Song in Düsseldorf auf die Bühne stellen sollen. Seine Chancen für eine gute Platzierung wären sicher nicht schlecht gewesen und hätten Deutschland in einem guten Licht gezeigt.
VÖ: 22.10.2010
Label: USFO (Universal)
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