Philip Selway – By Some Miracle

Schon unglaublich: Da versteckt sich Philip Selway jahrelang hinter der Schießbude der britischen Ikonen Radiohead, nur um auf seinem Solodebüt „Familial“ eine faszinierende Stimme zu offenbaren, die perfekt zur folkigen Singer/Songwriter-Kost passt. Ebenso überrascht, dass nach den elektronischen Eskapaden Thom Yorkes und Jonny Greenwoods Soundtrack-Ambitionen tatsächlich ein straightes, unkompliziertes Album aus der Radiohead-Familie kommt, bei dem der Song an sich im Mittelpunkt steht.

Im Prinzip ist die Single „By Some Miracle“ ein äußerst kurzweiliges Vergnügen, das rein in punkto Instrumentierung und Auftreten kaum spektakulär erscheint – 140 Sekunden für eine kleine Geschichte, mittels Akustik-Gitarre und einigen wenigen Keys begleitet. Selways Stimme ist jedoch das Meisterwerk. Der Radiohead-Drummer schmeichelt, verzaubert, rollt das Bärenfell aus und mimt doch den unnahbaren Barden, vor allem wenn zum Finale ein paar Stimmen aus dem Off ins soulige Nirvana tragen.

Warum Selway bei Radiohead nicht öfter zu hören ist, bleibt offen. Seine Stimme wäre – geschickt eingesetzt – ein herrlicher Foil zu Yorkes Sirene, ein willkommener Farbklecks, der perfekte Counterpart. „By Some Miracle“, exemplarisch für „Familial“, demonstriert dieses überraschende Können anhand der wohl typischen Maxime eines jeden erhebenden Songmoments – dem Hinarbeiten zur sprichwörtlichen Schönheit des Augenblicks. Das Herz geht über.

4/5 | DL-Single
VÖ: 17.09.2010
Bella Union / Cooperative Music (Universal Music)

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