Grinderman – Grinderman 2
Nick Cave wanderte im wahrsten Sinne ‚through the noise‘. Das selbstbetitelte Debütalbum seines Nebenprojekts Grinderman war vor drei Jahren eine beniahe kakophonische Noise-Attacke, angetrieben vom ikonischen Gesang des Australiers und meterhohen Feedback-Türmen. „Grinderman 2“ gibt sich deutlich geordneter und strukturierter, ohne jedoch auf Schwermut und Düsternis zu verzichten.
Problemlos co-existieren von aggressiven Effekten zersetzte Tracks Marke „Heathen Child“ neben ruhigen Momenten wie „What I Know“, während Nick Cave nach Pussy sucht und damit kein Kätzchen meint. Sex sells, Sex ist die perfekte Basis für den optimalen Rock’n’Roll-Moment, den der Australier in seiner langen Karriere zig-mal gefunden hat, aber immer wieder von Neuem zu erfinden versucht.
„Come on baby, let’s get out of the cold“ – beinahe schmusig becirct der Cave seine Angebetete im schmucken Blues-Popper „Palaces Of Montezuma“. „Evil“ hingegen zerfleischt sich mit dem immer und immer wieder gechanteten Songtitel beinahe selber, zwingt sich zur im Opener „Micky Mouse And Goodbye Man“ verordneten Selbstaufgabe. Der sprichwörtliche Wolf heult den Mond der Fruchtbarkeit an und ergibt sich in „When My Baby Comes“ seinem Schicksal – ein knapp siebenminütiges Monster mit wütender Cello-Attacke zur Halbzeit, bei der Apocalyptica ganz genau hinhören sollten.
„Grinderman 2“ hat seine innere Ruhe gefunden, ist ein beinahe ausgeglichenes Werk, die Noise-Blues-Antwort auf den Tai Chi-Wahnsinn. Nick Cave ist immer noch spitz wie Nachbars Lumpi, schält aber mehr und mehr echte Songs aus dem instrumentalen Chaos, gibt sich stellenweise beinahe zutraulich. Nach dem kathartischen Debüt explodieren Grinderman mit einem echten Highlight auf Albumlänge. „No Pussy Blues“ mal anders.
VÖ: 10.09.2010
Mute Records (EMI Music)
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