Eric Clapton – Clapton
Es gibt zwei Arten von Alben, die Eric Clapton mit großer Regelmäßigkeit – beinahe abwechselnd – aufnimmt: Pop-Alben fürs Label und Blues- bzw. Songwriter-Platten für den eigenen Gusto. „Clapton“ zählt zu zweiterer Kategorie. Auf seinem 19. Soloalbum covert der ehemalige Gitarrist von Cream und den Yardbirds diverse Blues- und Jazz-Standards, kollaboriert erneut mit J.J. Cale und rückt dafür eine gewisse Sheryl Crow in den Hintergrund.
Lil‘ Son Jacksons „Travellin‘ Alone“ startet quasi in media res. Kein spezielles Intro, kein ausführliches Vorgeplänkel – einfach nur eine hypnotische Gitarre und, kurz drauf, Claptons Vocals. Schön, diese Blues-Perle im neuen Gewand zu hören. „River Runs Deep“ ist einer von zwei Songs, die im Original von Cale aufgenommen wurden – gleichzeitig auch ein Duett mit Clapton. Der Sechsminüter baut sich bedrohlich auf, spielt mit klassischen Tulsa Sound-Elementen und lebt von seinen Solo-Ausritten.
Wenn sich Clapton allerdings auf die Jazz-Nummer „My Very Good Friend The Milkman“ stürzt – man achte auf die genialen Adlibs von Slowhand gegen Ende – genießt man ein wenig Auflockerung und ein wenig unerwarteten Humor. „Diamonds Made From The Rain“, gerade eine von zwei Eigenkompositionen, schlägt die Brücke zum Mainstream. Sheryl Crow darf auf der Single nur im Background trällern, was auch vollkommen ausreicht.
Es wirkt wie ein kleiner Kompromiss, um diese ansonsten hervorragende Blues-Platte auch der Chefetage entsprechend verkaufen zu können. Clapton tobt sich dafür im treibenden „Run Back To Your Side“, dem relaxten „Rocking Chair“ und dem zweiten Cale-Track „Everything Will Be Alright“ aus. Beweisen müsste Mr. Slowhand lange schon nichts mehr – gleich drei Aufnahmen in die Rock and Roll Hall of Fame sprechen Bände. Vielleicht ist „Clapton“ – von der etwas braven Single abgesehen – gerade deswegen dieses erfrischend klassische Album eines Veteranen geworden, der – ähnlich Robert Plant – seine Jugend Revue passieren lässt und damit vielen untergegangenen Klassikern die Türe öffnet. Danke dafür.
VÖ: 24.09.2010
Reprise Records (Warner Music)
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