Against Me! – White Crosses

Dank „New Wave“ wurden Against Me! 2007 von der Indie-Sensation zu potentiellen Big Players im angepunkten Rock-Universum. 2010 haben es Tom Gabel und Konsorten deutlich schwerer. „White Crosses“ ist nicht nur die erste Platte nach dem Durchbruch, sondern zugleich auch ein Schritt in eine andere, dem Mainstream offenere Richtung.

Die Butch Vig-Produktion beginnt geradlinig, stellt die beiden offensichtlichsten Hits an erste Stelle. So lebt der Titeltrack von seinen Country-Elementen, gesteuert durch Banjo und die Bonanza-Gitarre. Tom Gabel klingt gelegentlich sogar richtig angepisst – ein seltenes Vergnügen während diesen zehn Songs. Gleich dahinter wartet „I Was A Teenage Anarchist“, die hymnische erste Single mit kleiner Killers-Referenz und Rock-Radio-Habitus. Einzig „Spanish Moss“ scheint sich beim ersten Durchlauf in diese Liga schießen zu können – der Fernweh-Refrain klingt nach Autobahn.

Rundherum setzt es Springsteen und einen Hauch von Pop. „Because Of The Shame“ wird von einem empathischen Piano gesteuert und durch Chöre definiert. In „High Pressure Low“ tauchen The Cure-Gitarren auf, während die Herzschwerz-Power-Ballade „We’re Breaking Up“ zwischen Melancholie und Schmalz pendelt. Against Me! nähern sich hier deutlich gefährlichen Bereichen an, während sie ihr Songwriting erwachsen lassen werden. Dazu gehört wohl auch, dass „Bamboo Bones“ in seinen Anfangsmomenten die Retro-Rock-Schule der Strokes zu zitieren versucht.

Natürlich war „New Wave“ bereits ein großer Sprung für das Quartett aus Florida in punkto Radiotauglichkeit. „White Crosses“ dürfte die Fangemeinde nun endgültig spalten, zumal die Hälfte des Materials erst mehrere Anläufe benötigt, um seine Strahlkraft zu entfalten. Mehr klassischer Rock, mehr Eingängigkeit und doch der eine oder andere Hit – Against Me! mogeln sich zu einem guten Album mit Bauchschmerzen. Am sprichwörtlichen Scheideweg ist man nun angekommen.

VÖ: 04.06.2010
Sire Records (Warner Music)
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