MGMT – Congratulations
Kommerzieller Selbstmord. Was ist bloß in MGMT begfahren? Nach ihrem Debüt „Oracular Spectacular“ – ein wahres Hitalbum mit modernen Klassikern wie „Time To Pretend“ und „Kids“ – so ein Ding. „Congratulations“ kommt ohne Singles aus, ist überladen, psychedelisch und verquer. Für ihren Zweitling ist das US-Duo ein verdammt hohes Risiko eingegangen, doch das Gesamtkunstwerk belohnt den Mut in jeder Sekunde.
Ähnlich unkonventionell wie der Sound von „Congratulations“ ist auch die Wahl des Produzenten. Sonic Boom (Spaceman 3, Spectrum) ist Kenner der britischen Indie-Szene ein Begriff, dennoch ein relativ unbekanntes Blatt. Außerdem haben Andrew Vanwyngarden und Ben Goldwasser für die Aufnahmen MGMT zur Band aufgestockt. Entsprechend voller, überwältigender und doch faszinierender klingen sie 2010.
Natürlich gibt es keine Single. Die Diskussionen rund um das vorab zum Gratis-Download angebotene „Flash Delirium“ sind bekannt. An Melodien mangelt es MGMT dennoch nicht. Ob in „It’s Working“, den beiden herrlichen Hommagen „Song For Dan Treacy“ und „Brian Eno“ (das noch am ehesten außerhalb des Albumkontexts funktionieren könnte) oder der bereits erwähnten Psychedelic-Bowie-Bendover-Glam-Rakete „Flash Delirium“ – es geht bunt zu. Höhepunkt ist „Siberian Breaks“, ein zwölfminütiges Meisterwerk mit gar epischen Dimensionen, das sich ein wenig aus „Congratulations“ herauszulösen scheint und gleichzeitig doch so eng mit dem Gesamtkunstwerk verbunden ist.
Keine Hymnen, keine Hits, keine Heuler für die Indie-Disco. MGMT machen es sich auf „Congratulations“ viel schwerer, als sie es eigentlich nötig hätten. Ein zweites „Kids“ wäre leicht geschrieben gewesen, doch stattdessen gibt es glammigen Surf-Pop (siehe das Sonic-Artwork) mit Electro-Touch und ausufernden 60s- und 70s-Weisheiten. Unkommerziell hoch zehn, dafür aber eine verdammt starke Platte. Respekt vor diesem Mut.
VÖ: 09.04.2010
Columbia Records (Sony Music)
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