I-Fire – Bigger Better Hotter

Eine mehrköpfige Band, die Reggae und Dancehall mit HipHop vermischt und vor allem durch ihre Live-Auftritte von sich reden macht. Das klingt ganz nach den Berlinern Seeed oder Culcha Candela. I-Fire kommen zwar aus Hamburg, reihen sich aber problemlos in diese Riege ein.

Erfolgsrezept ist neben der Vermischung der Styles auch hier das Kombinieren verschiedener Klangfarben und Rap-Attitüden. Rawbird besitzt eine tiefe Stimme, die mal dreckig kratzt, mal smooth brummt. Dub-Ill-You hat eine hellere Reggae-Voice und Free glänzt mit schnellen Rap-Passagen, die stellenweise aus klassischen deutschen HipHop-Stücken stammen könnten. Ergänzt werden die drei von ihren sechs I-Fire-Band-Kollegen, die auf den Konzerten nicht nur die Bühne füllen, sondern einen perfekten Live-Sound kreieren. Erstaunlicherweise ist es I-Fire gelungen, genau diesen auf ihrem neuen Studioalbum „Bigger Better Hotter“ gefühlsecht einzufangen.

Ein guter Beweis dafür ist schon der beeindruckende Intro-Song „Erste Wahl“, der nur so von Instrumenten strotzt. Besonders die Bläser kommen sehr gut zur Geltung. Mit dem eingängigen „Feuer“-Chorus hätte die Nummer auch von Jan Deelay und seiner Funkband Disko Nr. 1 stammen können. I-Fire nutzen diesen Song gleichzeitig als sprachliche Overture, indem sie hier schon einige der kommenden Titel andeuten. Originell.

Auf „Bigger Better Hotter“ sind ganze 17 Tracks enthalten. Ohne Füllmaterial und unnötige Skits. Ein Teil der Nummern wie „Rudeboykings“, „Brennt ihn ab“ und auch die aktuelle Single „Champions“ sind erstklassische Party-Tracks, welche die Crowds auf den Festivals zum Toben bringen. Die neun Herren aus der Hansestadt können aber auch relaxte Töne anstimmen und ihre Texte mit deutlich mehr Inhalt und teilweise herber Kritik versehen. Diese richtet sich meistens gegen das größenwahnsinnige Babylonsystem und die Kluft zwischen arm und reich. Wir haben „Zu viel von zu viel“ und alles muss „Bigger Better Hotter“ sein, während andere sich für einen Dollar abrackern. Auch andere typische Reggae-Themen, wie die Aufforderung zu mehr Liebe und Respekt werden umsungen. Auffällig sind in diesem Zusammenhang der Anti-Kriegs-Song „No War“ und das beinahe poppige „Schau Dir die Welt an“, welche durch ihre weltverbessernde Message besonders herausstechen.

I-Fire liefern auf ihrem zweiten Album unglaubliche 74 Minuten feinsten Reggae-HipHop, der in sich stimmig ist. „Bigger Better Hotter“ kann daher als eine Runde Sache bezeichnet werden, der es zugleich gelingt die Energie von der Bühne ins heimische Wohnzimmer zu transportieren. Der moderne Sound erinnert an die Anfangszeiten von Culcha Candela von 2001. Damals als ihre Zielgruppe noch keine bunten Teenie-Atzen waren. Doch I-Fire sind mit ihrem Mix trotz einigen Anlehnungen an andere Bands sehr eigenständig und machen einfach nur Spaß.
Fazit: Die Riesen-Band aus Hamburg steht am Anfang einer großen Geschichte und wird in diesem neuen Jahrzehnt noch viel von sich reden machen.

VÖ: 23.04.2010
(I-Fire Empire / Rough Trade)
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