Deftones – Diamond Eyes
Eigentlich wollten die Deftones eine verstörende Sammlung an Soundscapes im Albumformat veröffentlichen. Der schwere Unfall von Chi Cheng (der Bassist liegt seit November 2008 im Koma) hat jedoch die Pläne durcheinander gewirbelt. „Eros“ wurde auf Eis gelegt, während sich „Diamond Eyes“ in Fantasiewelten flüchtet und dennoch Nachrichten an den geliebten Freund und Bandkollegen hinterlässt.
Gemeinsam mit Ex-Quicksand-Bassist Sergio Vega und Produzenten-Legende Nick Raskulinecz wurden elf mächtige Songs eingespielt, die gewissermaßen wie eine Werkschau der Deftones wirken, die ungezügelte Wut nebst versöhnliche Momenten und loungige Ausflüge stellen. Immer wieder gibt es kleine Nachrichten an Chi Cheng, beispielsweise in „Royal“ („Contact, reach us […] I’m on your team“). Schmerz und Hoffnung scheinen stets präsent zu sein.
Rein musikalisch gesehen wird der okaye Vorgänger „Saturday Night Wrist“ problemlos getoppt. „Rocket Skates“ und „CMND/CTRL“ fallen markerschütternd schroff aus mit patentiert stakkatoartigem Riffing und gelegentlichen, melodischen Lichtblicken. Der Titeltrack „Diamond Eyes“ schwebt beschwörend über derlei Exzessen, versucht gen ruhigere Seite zu vermitteln. Zum Beispiel in Richtung „Sextape“, eine beinah kitschige Hymne an die schönste Nebensache der Welt. Oder das verworren arrangierte „You’ve Seen The Butcher“ inklusive kurzem Tool-Moment.
Auch wenn der Abschluss mit „This Place Is Death“ ein wenig unspektakulär ausgefallen ist: „Diamond Eyes“ ist ein mächtiges, leidenschaftliches und bewegendes Album, das sich trotz aller Härte in Zurückhaltung übt, dessen ‚Hits‘ sich erst nach und nach aus dem stimmigen Gesamtkunstwerk herausschälen. Wie ein überlebensgroßes Statement. Anders gesagt: „Diamond Eyes“ ist das richtige Album zur richtigen Zeit.
VÖ: 30.04.2010
Reprise Records (Warner Music)
Diamond Eyes @ musicload | @ Amazon kaufen