Blockflöte des Todes – Wenn Blicke flöten könnten
Matthias Schrei ist ein grausamer Blockflötist, nennt sich aber dennoch ‚Blockflöte des Todes‘. Weil er es kann. Der Singer/Songwriter punktet mit launigen, gelegentlich bizarren Texten im Geiste von Olli Schulz, Funny van Dannen und Rainald Grebe. „Wenn Blicke flöten können“ vereint neu aufgenommene Songs seiner ersten beiden Alben und einige Neukompositionen.
16 Songs zum Schlapplachen und Nachdenken (zumindest für ein paar Millisekunden … nein? wirklich nicht!) erschlagen erst einmal, vor allem in ihrer Bandbreite. Klassische Singer/Songwriter-Mucke ist das nur gelegentlich, dazu gibt’s ein wenig Jazz, Funk, Crossover, Metal, Rock, Electro, Folk und Indie-Pop. Wofür Struktur und roter Faden, wenn’s auch würzig-deftig sein kann?
Mit kleinen Geschichten aus einem fiktiven Alltag erklärt Schrei sein Liebesleben zur Katastrophe („Mädchenhaar“), stellt aber sein echtes Herzblatt vor („Kein Liebeslied für Tina“). Ob ein unsichtbarer Mitbewohner („Mein Mitbewohner“), die Schwierigkeit des Suizids („Volkshochschulkurs“) oder der Mord an Britney Spears und Mariah Carey („Schlachthof“) – bitterböser Humor und eine scharfe, gespaltene Zunge zeichnen den Singer/Songwriter aus. Wäre er doch bloß Brite geworden…
„Wenn Blicke flöten könnten“ wirkt ein wenig überladen – viele Stilrichtungen in vielen Songs in verhältnismäßig kurzer Zeit wollen erst verdaut werden, und so kommt man nicht umher in mehreren Durchläufen diese Platte zu erkunden. Macht auch nix, schließlich hat Matthas Schrei genug Material gesammelt, um auf lange Dauer unterhalten zu können. Gelegentlich gibt es auch eine Blockflöte zu hören.
VÖ: 30.04.2010
Wannsee Records (Neo)
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