Broken Bells – Broken Bells

Schon wieder ein Nebenprojekt, schon wieder eine vermeintlich opportunistische Zweckehe mehr oder minder bekannter Musiker für den schnellen Euro. Doch halt, es geht ausnahmsweise nicht um Chickenfoot oder eine weitere Band von Jack White. Das Duo Broken Bells versteht sich tatsächlich als längerfristiges Projekt. Kunststück, schließlich kennen sich Brian Burton (aka Danger Mouse, u.a. Gnarls Barkley) und James Mercer (The Shins) bereits seit 2004. Nebst einigen unveröffentlichten Projekten gibt das schlicht „Broken Bells“ betitelte Debütalbum nachhaltig Aufschluss über die exklusiven Künster dieser beiden Ausnahmemusiker.

Burton und Mercer bedienen eine regelrechte Armada an Instrumenten, versuchen aber die Computerwelt vollends zu ignorieren. Schlagzeug, Akustik-Gitarre, Hammond-Orgel, Keyboard… man fühlt sich in ein Paralleluniversum entführt, in dem Belle And Sebastian den musikalischen Duktus der 1970er bestimmen. Mercers Gesang hingegen fühlt sich samtig weich an, stellt ihn als typischen Vertreter der Generation Indie-Pop vor („The High Road“), der seine Kopfstimme aber gerne in obskure Funk-Experimente („The Ghost Inside“) jagt, dabei aber gleichzeitig die australische Electropop-Prominenz Empire Of The Sun mit einem Five Knuckle Shuffle grüßt („Citizen“).

Der Shins-Frontmann will aber nicht das alleinige Gesicht der Broken Bells sein. Burton selbst kann und / oder will nicht singen – zumindest nicht für Menschen hörbar – konzentriert sich dafür aber auf kauzige bis wohlig warme Effekte, die er diversen Keyboards und Synthesizern zu entlocken vermag. So scheint über „Your Head Is On Fire“ der Geist John Paul Jones‘ zu schweben, wird „Float“ zu einem Crossover-Pop/Rock-Hit mit hypnotischem Refrain und hymnischer Eigendynamik aufgebauscht. Sky’s the limit.

„Broken Bells“ ist ein mächtiges, hypnotisierendes und dabei gleichermaßen entspannendes (und entspanntes) Wunderding einer Indie-Platte, eine semi-akustische Weisheit mit Einflüssen aus sämtlichen Bereichen der Populärmusik der letzten vier Jahrzehnte. Oder anders gesagt: ein verdammt gutes Wohlfühlalbum mit astronomischem Suchtfaktor für lange Autofahrten oder ein abendliches Glas Rotwein.

VÖ: 05.03.2010
Columbia Records (Sony Music)
Broken Bells @ musicload | @ Amazon kaufen

Broken Bells @ Home | @ Myspace