Shakira – She Wolf
Kolumbiens Musik-Export Nr. 1 meldet sich mit ihrem dritten englischsprachigen Album zurück. „She Wolf“ heißt das Werk, dessen gleichnamige Singleauskopplung mit Electro-Pop Sound und teils skurrilen Song-Ideen zu überraschen wusste. Ob die 32-jährige dem leidenschaftlichen Latin-Pop nun komplett den Rücken zuwendet, beantworten insgesamt elf weitere Songs, die zum Großteil von The Neptunes und John Hill produziert wurden.
Um es gleich vorweg zu nehmen. Nein, Shakira hat sich nicht neu erfunden. Wer mit der ersten Single des Albums fremdelte, der sollte dennoch einen Durchlauf des neuen Longplayers wagen. Neun englischsprachige Songs und drei spanische Tracks (leider nur eine Auswahl aus den vorhergegangenen Tracks) erwarten den Hörer. Allesamt recht melodisch ausgefallen und mit teils sehr eingängige Refrains. Allzu elektronisch geht es dabei nicht zu. Shakira bleibt dem Latin-Pop mit teils arabischen Einflüssen treu und setzt größtenteils auf rhythmische Instrumentierung anstatt übertriebene Beats und Vocoder.
Vor allem der Beginn des Albums fällt stark aus. „Did It Again“ beispielsweise überzeugt mit schnellsprachigen Strophen und seinem eingängigen Refrain. Die leidenschaftliche und energievolle Nummer setzt dabei vor allem Shakiras unverwechselbare Stimme gut in Szene. Mit „Why Wait“ zeigt sich dann auch recht schnell der wohl stärkste Song des Albums. Die rasante Uptempo Nummer bringt moderne Pop-Beats mit arabischen Einflüssen und lateinamerikanischen Ambiente in Einklang und überzeugt vor allem mit seinem fließenden Übergang von der Bridge zum Refrain. Extrem tanzbar, mitreißend und sehr auffällig. „Long Time“ ist ebenfalls nicht weniger tanzbar, bringt dabei aber eher erotisch laszive Schwingungen mit sich. Der instrumentale Part gegen Ende des Songs kann sich hören lassen und beschert dem rhythmisch klangvollen Song seinen Höhepunkt.
„Good Stuff“ ist vielleicht nicht ganz so auffällig, überzeugt aber ebenfalls durch schöne Meldodieführung, verspielten Instrumenteneinsatz und einem fließenden Refrain. Shakiras englische Aussprache geht dabei allerdings leider recht schnell ins Unverständliche über. Während „Men In Town“ die Electro-Pop Elemente in abgeschwächter Form wieder aufgreift und mit solider Songstruktur und interessantem Ende (Albern? Skurril? Genial?) aufwartet, geht „Gypsy“ anschließend einen vollkommen anderen Weg. Shakira präsentiert bodenständigen Country-Pop, der ein bisschen was von „Tralala-Beliebigkeit“ mitbringt und sich dennoch wohlklingend in den Gehörgang säuselt. Das Country-Gewand steht der Kolumbianerin dabei sogar ziemlich gut.
„Spy“ (feat. Wyclef Jean) kann zwar nicht mit der vorangegangenen Kollabo „Hips Don’t Lie“ mithalten, zählt aber dennoch zu den wohl eingängigsten Songs. Klingen die dreieinhalb Minuten zunächst etwas befremdlich, schleichen sie sich doch recht schnell in den Gehörgang und lassen einen so schnell nicht mehr los. Der stimmlich interessanten Nummer fehlt dabei aber noch die zündende Idee, die ihn zum Hit machen könnte. Mit „Mon Amour“ endet das Album dann leider auch schon fast. Denn nach der soliden Pop-Nummer folgen leider nur noch die spanischsprachigen Versionen von „Did It Again“, „She Wolf“ und „Why Wait“. An denen wird schließlich deutlich, dass sich Shakira mit ihrer Heimatsprache deutlich sicherer fühlt und den Songs noch etwas mehr von ihrer Leidenschaft mit auf den Weg geben kann. Dennoch wären ein oder zwei individuelle Songs mehr sicherlich wünschenswert gewesen.
Dass trübt den insgesamt ziemlich positiven Gesamteindruck des Albums allerdings kaum. „She Wolf“ überzeugt mit melodischen Klängen, eingängigen Refrains, gelungenem Stimmspiel und klangvoller Instrumentierung. Die Uptempo-Nummern sind recht individuell ausgefallen und lassen viele Anspieltipps ausfindig machen, ohne dass sich ein Song als besonders großer Smasher heraus hebt. Etwas schade hingegen ist die Tatsache, dass keine einzige Ballade den Weg auf das Album geschafft hat. Gute Songs gibt es aber auch so genug.
Vö: 16.10.2009
Sony Music