Miss Platnum – The Sweetest Hangover
Aller Anfang ist schwer und so hatte auch die heute beinahe 30-jährige Ruth Maria Renner einen schwierigen Anfang sich in der Musikszene zurechtzufinden. Nachdem sich die aus Rumänien stammende Sängerin in Berlin eingelebt hatte, nahm sie Gesangsunterricht und brachte mit „Rock Me“ ihre erste RnB-Platte heraus, die aber so gar nicht zu ihr passen wollte. Daher entschied sich Ruth für einen musikalischen Selbstfindungsprozess und kreierte Miss Platnum, die seither für eine Mischung aus HipHop, RnB, Soul und rumänischer Musik steht.
Dieser Balkan Sound steht ihr außerordentlich gut und trägt immer mehr Früchte. Nachdem bereits ihr letztes Album „Chefa“ von den Hitproduzenten „the Krauts“ aufgenommen wurde, konnte Ruth die beiden Musikfreaks auch für ihren neusten Streich „The Sweetest Hangover“ für sich gewinnen. Zwischenzeitlich hat sie sich im Vorprogramm der fantastischen Vier und als Background-Sängerin von Peter Fox genug Erfahrung zugelegt, um mit ihrem dritten Studioalbum eine ganz große Nummer zu landen. Bereits der Online-Vorbote „Why Did You Do It“ und auch die erste offizielle Single „She Moved In“ zeigten deutlich, in welche Richtung das neue Album gehen würde. Ruth war für das Album mit ihren Produzenten nach Rumänien gereist, um dort den Original-Balkan-Flavor aufzunehmen. Hierzu hat sie sich Marko Markovic und sein Gipsy-Blasorchester ins Studio geladen. Und dieser Sound passt nun astrein zu Ruth bzw. Miss Platnum. So zieht sich der Balkan Brass wie ein roter Faden durch das Album und kreiert ein zunächst ungewohntes, dafür aber umso erfrischenderes Hörerlebnis. Wem der Power-Refrain von „She Moved In“ gefallen hat, der sollte in Stücke wie „If You Were Mine“ unbedingt hineinhören.
Inhaltlich geht es auf „The Sweetest Hangover“ zum einen um Liebe und Vertrauen bzw. Falschheit und Betrug. Nach den beiden angesprochenen Singles beginnt mit den nächsten Songs ein regelrechter Drei-Akter: Im orientalischen „Bollywood Movie“ legt Miss Platnum ein heißes Tänzchen mit ihrem Angebeteten hin. In der folgenden wunderschön gesungenen Ballade „Don’t Go To Strangers“ bittet sie ihren Partner dann zu herzzerreißend melancholischen Streichern ihr treu zu bleiben, während sie ihm selbst absolute Treue schwört. Gleich im Anschluss scheint bei „Where Did You Go Boy“ der Zug bereits abgefahren zu sein, denn hier ist Frau Platnum zu Recht misstrauisch und dadurch sogar zum Töten bereit. Und es geht noch weiter: Wie verhält man sich nach solch einer tragischen Beziehungskiste? Man schnappt sich eine Freundin, hier die Berliner Rapperin She-Raw und geht ordentlich einen drauf machen. Bei „Drink Sister, Drink“ geht es um ein hemmungsloses Besäufnis, das im Blackout endet. Der Song, den es auf Miss Platnums Homepage als Appetitanreger übrigens als Gratis-Download gibt, ist aufmerksamen Zuschauern bereits aus dem von Peter Fox produzierten Video-Clip zu „She Moved In“ bekannt.
Besonders auffällig auf „The Sweetest Hangover“ ist natürlich auch die Neuauflage von Kate Bushs „Babooshka“, die man wohl kaum hätte treffender interpretieren können. Kein Wunder, dass der Song als nächste Single-Auskopplung gehandelt wird. Nach Songs über verzockte Kohle und gefälschten Schmuck erzählt Miss Platnum im fetzigen „If You Were Mine“ eine Geschichte, über eine Stalkerin, die ihrem Schwarm auflauert und dabei über Leichen geht. Dabei kommt das Bläser-Orchester wieder bestens zum Einsatz und entwickelt eine unglaubliche Dynamik. Nach all der Action und Wut, Frust und Trübsal gibt es zum Schluss noch zwei sehr positive Stücke. Bei „So Beautiful“ handelt es sich um eine schöne Liebes-Ballade, wogegen „Cumpletely Happy“ beinahe elektronische Züge mit Timbaland-Anliehen trägt.
Eigenen Aussagen nach wollte Ruth mit „The Sweetest Hangover“ ein modernes, urbanes, tanzbares und trotzdem organisches Album schaffen. Das ist ihr gelungen, denn diese Beschreibung trifft es auf den Punkt. Miss Platnum präsentiert sich sowohl musikalisch als auch thematisch sehr abwechslungsreich und bleibt dennoch durchweg ihrem Konzept treu.
VÖ: 04.09.2009
Four Music (Sony/BMG)
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