Linda Teodosiu – Under Pressure

(c) Sony Music

Vor zwei Jahren erreichte Linda Teodosiu Platz drei in der fünften Staffel von Deutschland sucht den Superstar. Dank den Singles „Love Sux“ und „Reprogram My Heart“, mit denen sie jüngst gute Ergebnisse einfuhr, ist sie im Gegensatz zu vielen ihrer Mitstreiter noch immer im Gespräch und darf nun sogar ihr Debut-Album „Under Pressure“ veröffentlichen. Das genreübergreifende Album bringt mit Diane Warren, Juliette Schoppmann und Esmee Denters auch einige namenhafte Schreiber zum Vorschein.

Mit „Love Sux“ und „Reprogram My Heart“ wusste Linda Teodosiu zu überraschen. Entgegen aller DSDS geprägten Erwartungen wählte man keine Soul-Balladen für ihre ersten Singleauskopplungen aus, vielmehr erhoffte man sich mit Uptempo Electropop Songs einen Aha-Effekt. Das Konzept ging auf und umso spannender ist nun die Frage nach der Ausrichtung von „Under Pressure“.

Es ist eine recht bunte Mischung die Linda Teodosiu präsentiert. Mit dem Titelsong „Under Pressure“ und „Good At It“ finden sich zwei weitere Songs auf dem Album, die es den beiden Singleveröffentlichungen gleich tun und in die Electro-Pop Schiene fallen. Während „Under Pressure“ etwas reduzierter, aber durchaus gefällig klingt, erinnert „Good At It“ an Teen-Pop im High School Musical Style. Für die jüngere Zielgruppe möglicherweise ein Highlight des Albums.

„Surprise Surprise“ zählt zu den eingängigsten unter den insgesamt 14 Songs. Die gute Laune Soul-Pop Nummer bringt Lindas Stimme gute zur Geltung und überzeugt darüber hinaus mit einer frischen Instrumentierung. Der Refrain geht schnell ins Ohr und sorgt dadurch nicht nur für kurzfristige Unterhaltung. Über die insgesamt eher platten Lyrics muss man allerdings hinwegsehen. Hier zeigt sich leider auch ein generelles Problem, dass einen Großteil der Tracks betrifft. Die Midtempo-Nummer „Alien“ hätte beispielsweise ebenso gut für die Super-RTL Banaroo & Co. Zielgruppe geschrieben worden sein („You must be an Alien. Oh – Oh – Oh. You are my Alien“). Auch der Latin-Pop-Track „Mi Chica“ enttäuscht mit 08/15 Versen und seinem klischeehaften Refrain, der in dieser Form schon gefühlte 100x da gewesen ist.

Während sich auch der Pop-Rock Song „Love Is Like A Drug“ in seiner Gewöhnlichkeit verliert, gelingt Linda Teodosiu mit „Reay To Fly“ eine solide Ballade, die erstmals authentisch und glaubhaft klingt. Melodische Schwächen werden mit einer klasse Gesangsleistung, jeder Menge Gefühl und wohliger Atmosphäre wettgemacht.  Auch der dramatisch anmutende Midtempo-Pop-Song „All That Remains“ ist gelungen, da der der eingängige Refrain und die melancholische Stimmung für Aufmerksamkeit sorgen.

Mit „Still In Love“, „Don’t Be Stranger“ und dem Beatles Cover „With A Little Help Of My Friends“ fehlen abschließend noch drei weitere Balladen. Deutlich wird vor allem, dass die ruhigen Songs am ehrlichsten und weniger aufgesetzt klingen. Dass „Don’t Be A Stranger“ insgesamt zu unauffällig klingt und „With A Little Help Of My Friends“ zu sehr in das andere Extrem schlägt sei da verziehen. Immerhin bringt das Beatles Cover doch eine Menge Stimmgewalt – samt Chor Performance – zum Vorschein und setzt seine Protagonistin dadurch immer wieder gekonnt in Szene. „Still In Love“ hingegen ist wohl eine dieser klassischen DSDS-Balladen. Durchschaubar, recht gewöhnlich und einfach dem Muster folgend. Dennoch eine solide Nummer, die erneut von Gesangsperformance und Atmosphäre lebt.

Der heimliche Star des Albums lässt sich ganz zum Schluss mit dem Bodybangers Remix von „Reprogram My Heart“ ausmachen. Der ohnehin schon sehr starke Song dürfte in der extrem beatreichen Version vor allem die Freunde der elektronischen Tanzmusik begeistern. Erstaunlich also, dass Linda Teodosiu neben den Balladen ausgerechnet mit dem kompletten Gegensatz zu überzeugen weiß. So stellt sich am Ende des Albums die Frage, in welche Richtung es für Linda in Zukunft gehen könnte. „Under Pressure“ bekennt sich zu keiner eindeutigen Richtung – es fehlt das Konzept und der rote Faden. Positiv ausgedrückt könnte man dieses Debut als vielseitig bezeichnen, auch wenn zusammengewürfelt der wohl treffendere Begriff ist. Die meisten Tracks sind zwar durchaus ganz nett und sorgen für kurzweilige Unterhaltung, doch hört man etwas intensiver hin, so lässt „Under Pressure“ streckenweise vor allem an Qualität, Authentizität und Reife vermissen. Eigentlich schade, schließlich dürfte Linda Teodosiu mit ihrer Stimme zu einer der besten unseres Landes gehören.

Vö: 04.09.2009
Columbis Deutschland (Sony Music)

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