Jamie T – Kings & Queens
Wimbledon und Erdbeeren, Wimbledon und Tennis, Wimbledon und Jamie Treays. Der prominente Londoner Stadtteil hat der Musikwelt mit „Panic Prevention“ 2007 eines der ungewöhnlichsten Debütalbum der letzten Jahre geschickt. Jamie T verarbeitete darauf seine Jugend zwischen The Clash, HipHop, Alkohol und jugendlichem Fernweh. Anstatt ein zweites Album aufzunehmen, übererspringt er diesen Schritt und nennt „Kings & Queens“ sein „drittes Album“. Um das berühmt berüchtigte Zweites-Album-Syndrom zu vermeiden? Das ist ihm definitiv gelungen.
„368“ eröffnet die Abfahrt in Treays‘ Welt, in seine Alltagsbeobachtungen, seine Geschichten von der Straße. Getragen von einem dicken Bass, Streichern, leichtem Ska-Flair und einem Vocalsample mäandert er sich sauber rein, liefert mit „Hocus Pocus“ einen treibenden Track aus der Welt der Hofsääle und der Troubadoure. Ursprünglich sollte dies Thema eines Konzeptalbums werden, doch diese seltsame Idee wurde ebenso gekippt wie ein Ausflug in metallische Hardcore-Welten und Dylan’sche Akustikstücke. Einzig das abschließende „Jilly Armeen“ ist von der Dylaneske übrig geblieben, das allerdings nicht so stark ist wie die B-Seite „St. Christopher“.
Besagtes „St. Christopher“ ist auf „Sticks’n’Stones“ erschienen – eine Clash-infizierte Hymne, anknüpfend an die Hits des Debüts mit zweiteiligem Refrain, Rockpart, punkiger Energie und einem „Lightweight prick“. Die aktuelle Auskopplung „Chaka Demus“ dagegen wirkt relativ ebenmäßig, beinahe schon radiotauglich, ohne dabei auf die Trademark-Raps zu verzichten. Dieser Song erschließt sich allerdings erst nach einigen Durchläufen, ähnlich wie das anklagende „The Man’s Machine“, das eine Prise Singer/Songwritertum mit „Sheila“ verbindet.
Mit Ausnahme des etwas seltsamen Akustik-Ausklangs ist das Niveau aber konstant hoch. Egal, ob Treays den Soulman gibt („Earth, Wind & Fire“), oder sich noch einmal vor Fidel Castros Tod auf Kuba wünscht, während er fleißig die Beastie Boys zitiert („Castro Dies“) – auch das zweite bzw. dritte Album „Kings & Queens“ weiß sich zu behaupten. Es ist fokussierter, klarer umrissen als „Panic Prevention“, stellt den Song in den Mittelpunkt und ist dabei ähnlich faszinierend, abwechlungsreich und unkatalogisierbar wie sein Vorgänger. Weder ist Jamie Treays erwachsener geworden, noch gänzlich anders, vielleicht nicht einmal besser. Einfach nur direkter und prägnanter, ein neurosenfreies Topalbum.
VÖ: 04.09.2009
Virgin Records (EMI Music)
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