Jan Delay – Wir Kinder vom Bahnhof Soul

(c) Mathias Bothor

Das Chamäleon Jan Delay. HipHop, Nena, Reggae, Funk – unter gefühlten drölfzig Pseudonymen hat Eißfeldt in den letzten zehn Jahren die deutsche Musikszene gewaltig geprägt. Mit seinem dritten Album „Wir Kinder vom Bahnhof Soul“ will er nun auf die Couch bei „Wetten, dass…?“. Mit im Gepäck: Disco und Prince-Soul.

Jan Delay ist nun ein großer Star. Zumindest machen die Lyrics diesen Eindruck. In „Large“ erfährt man, dass er halb Promi-Deutschland im Handy hat, während Eißfeldt gleichzeitig die (Pseudo-)Starwelt in „Showgeschäft“ ein wenig runterputzt. Ob Auftritte mit Axel Schulz oder einem Praktikanten – schon ein hartes Leben. Ob das nun tongue-in-cheek oder ernst gemeint ist – will man nicht wissen. Der kleine Seitenhieb auf Gülcan reicht ja bereits.

Rein musikalisch schlägt Jan Delay weitestgehend ruhigere Töne an. Die erste Single „Oh Jonny“ und der genial groovende Rausschmeißer „Disko“ bilden eher die Ausnahme. „Überdosis Fremdscham“ mit einer Prise Funk, bissigen Lyrics und gemütlichen Marschtempo sind jetzt Standard, genau das etwas verspielte und ziellose „Ein Leben lang“. Soll wohl cool und relaxt sein, doch für Abwechslung („Kommando Bauchladen“) ist man im Endeffekt dankbar.

„Wir Kinder vom Bahnhof Soul“ ist eine Gratwanderung. Wo im Speziellen „Mercedes-Dance“ kraftvoll und frisch wirkte, ist das neue Album stellenweise behäbig, beinahe zynisch ausgefallen. Drive und Elan vermisst man stellenweise, auch wenn so mancher Disco-Gehversuch anständig ist. Nur nicht in dieser Dichte – ein Album auf dem Scheideweg zwischen genialen Momenten und Langeweile.

14.08.2009
Vertigo Berlin (Universal Music)
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