Dolores O’Riordan – No Baggage
Als unverwechselbare Stimme der irischen Rockband The Cranberries („Zombie”) ging Dolores O’Riordan in den frühen 90ern in die Musikgeschichte ein. Doch nach fünf Studioalben stieg die Sängerin aus und zog sich weitesgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Erst 2007 feierte sie mit dem starken, aus kommerzieller aber eher mäßig erfolgreichen Solodebüt „Are You Listening?” ihr Comeback. Auf den Nachfolger mussten ihre Fans dafür nicht allzu lang warten: Dolores’ zweites Soloalbum „No Baggage” steht ab sofort in den Läden.
Mit der Single-Auskopplung „The Journey” gab es bereits einen ersten Vorgeschmack, der Dolores von einer ungewohnt unbeschwerten, positiven Seite zeigte. Tatsächlich zieht sich der melodische, handgemachte Pop mit leichten Rock-Einflüssen durch den Großteil des Albums. Was sich mitunter als schwierig entpuppt: Vieles auf „No Baggage” plätschert vor sich hin, ohne richtig in den Gehörgängen anzukommen. Das Midtempo-Stück „Fly Through”, beispielsweise, klingt ziel- und belanglos, das ruhige „Stupid” kämpft mit ähnlichen Problemen. Stücke wie „Be Careful” oder das nette „Skeleton” geben zur Abwechslung etwas mehr Gas, lassen aber ebenfalls die nötige Energie vermissen, um den Hörer wirklich mitzureißen. Schade auch, dass Dolores’ markante Stimme fast durchgängig lieblich, ja fast angepasst wirkt, und dadurch (zu) häufig den sonst so hohen Wiedererkennungswert verliert.
Doch es gibt es auch einige Lichtblicke auf „No Baggage”: „Throw Your Arms Around Me” sticht mit seinen indianischen Elementen und Percussions sehr angenehm hervor, während die intime Piano-Ballade „Lunatic” ungemein unter die Haut geht, wenngleich man auf den zum Glück kurzen, arg theatralischen Gefühlsausbruch besser verzichtet hätte. Das beschwingte „It’s You” hätte immerhin das Potential zum Airplay-Hit, ebenso wie die bislang untergegangene Single „The Journey”. Und auch „Apple Of My Eye” ist an sich eine einwandfreie Komposition, aber leider eine Mogelpackung: Eine leicht abgewandelte, dummerweise sogar stärkere Version gab es nämlich bereits auf „Are You Listening?” zu hören.
Letztlich bietet „No Baggage” nach der ersten Enttäuschung also doch noch eine Handvoll guter Songs, wobei sich die leider zwischen viel Füllmaterial verstecken, das selbst Dolores nicht aus dem Mittelmaß retten kann. Natürlich ist ihre Stimme nach wie vor ein Highlight, jedoch gibt es auf diesem Album doch deutlich weniger Wow-Momente als sonst. Was „No Baggage” größtenteils einfach fehlt, ist Biss, Nachhaltigkeit und – bei einer Sängerin wie Dolores O’Riordan ebenso überraschend wie bedauerlich – Einzigartigkeit. Das ist ihr auf „Are You Listening?” besser gelungen.
VÖ: 21.08.2009
Cooking Vinyl (Indigo)
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