Wilco – Wilco (The Album)

(c) Autumn De Wilde

Kunst klopft an die Tür. „Hallo“, sagt sie, „ich bin das neue Wilco-Album“. Nun nun, sind Wilco nicht diese etwas schrägen, dennoch harmoniebedürftigen Indie-Fuzzies? „Ja schon, aber wir klingen 2009 ganz harmonisch und abgerundet. Deswegen trage ich auch den Titel meiner Erschaffer“. Tatsächlich zeigen sich Jeff Tweedy und Konsorten auf „Wilco (The Album)“ wesentlich direkter, hitverdächtiger und befreiter von überdrehten bis überkandidelten Aufschweifungen – das womöglich beste Wilco-Album der letzten Jahre.

Eröffnet wird DAS Album von DEM Song, nämlich „Wilco (The Song)“. Die kleine Bandhymne, zugleich auch erste Single, legt sich auf beschwingten Gitarrenpop mit seinem beinahe unsichtbaren Refrain und der melodramatisch aufheulenden Gitarre fest. Dagegen wirkt die kommende Auskopplung „You And I“ beinahe melancholisch. Als Duettpartnerin hat sich Tweedy die bezaubernde Leslie Feist ins Studio gehalten, die ihren Kollegen zart umschmachtet, bevor der Song langsam aber sicher in psychedelische Gefilde abtaucht.

Dazwischen steht das ähnlich filigrane „Deeper Down“ mit viel Tränen und ein wenig Outlaw-Flair. Wie wäre es mit dem auslandend angelegten „Bull Black Nova“, das sich gegen Ende von Nels Clines stark verzerrter Gitarre hinfort tragen lässt? Oder „Solitaire“, Understatement in Reinkultur? Zahlreiche Facetten finden auf „Wilco (The Album)“ statt, spannen sich mehr oder minder über die gesamte Karriere der Herren aus Chicago. Mit „You Never Know“ hat man sogar einen potentiellen AC-Radiohit im Gepäck, mit dem abschließenden „Everlasting Everything“ einen waschechten L’Amour-Hatscher im Porzellanladen.

Eigentlich ist alles OK. Wilco klingen fast so, wie sie immer klingen, nur dieses Mal kondensiert auf eine CD. „Wilco (The Album)“ ist verträumt und bezaubernd, selten aufbrausend und zumeist hitverdächtig mit zartem Understatement. Möglicherweise ist ihre siebte Platte auch die beste. Wie guter Wein.

VÖ: 26.06.2009
Nonesuch Records (Warner Music)
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