Interview mit Rolf Maier Bode (ehem. RMB)
Das Projekt RMB tauchte Mitte der Neunziger ganz plötzlich mit coolen Rave-Tracks wie „Redemption“, „Experience“, „Love Is An Ocean“, „Spring“ und vielen weiteren auf und veröffentlichte einzigartige Dancesongs bis ins neue Jahrtausend hinein. Viele davon haben mittlerweile absoluten Kult-Status erreicht und eine große Fangemeinde erzeugt. Diese musste die letzten Jahre sehr geduldig sein, denn bis auf die ein oder andere Vinyl oder Auftritte auf dem Classix-Floor der Nature One war es seit 2002 still um das Projekt. 2006 wurde dann das offizielle Ende von RMB ausgerufen. Heute – drei Jahre später – gibt es mit dem Album „Thirteen Stories“ endlich neue Lebenszeichen von Rolf Maier Bode, dessen Initialen das Kult-Projekt zum Leben erweckten.
Auf diesem neuen Werk sind – wie der Titel erahnen lässt – dreizehn neue, weitgehend instrumentale Songs enthalten, die allesamt deutlich erwachsener, beinahe poppig klingen. Aber auch wenn alles etwas anders klingt als damals, kann man durchaus den altbekannten Spirit in den Sounds und den Melodien erkennen. Oder liegt es einfach daran, dass man hier keine „NullAchtFünfzehn“-Dancefloor-Produktion geliefert bekommt, sondern ein elektronisches Werk feinster Detailarbeit? „Stellarium“ zum Beispiel trägt ganz typische Züge damaliger Hits wie „Spring“ oder „Reality“, andere Stücke wie etwa „Blinding Lights“ oder „Truth And Light“ könnte man stellenweise vielleicht mit Schiller oder Moby vergleichen. Vor allen dingen strahlt das Album aber eine enorme Eigenständigkeit und Weiterentwicklung aus, in sich geschlossen und fern ab vom kommerziellen Trend unserer Zeit. Aus diesem Grund erscheint das neue Werk auch nicht in jedem Plattenladen oder Download-Shop, sondern ist momentan nur über Rolf Maier Bodes Homepage zu beziehen.
beatblogger.de freut sich über das „Come Back“ von Rolf Maier Bode und nahm dieses zum Anlass mit dem Musiker über die Entstehung und Zielsetzung seines neuen Albums zu sprechen – und natürlich auch über alte Zeiten.
Bevor wir über die Songs Deines neuen Albums sprechen - was hat Dich dazu bewegt, Deine neue Platte nicht über den großen „herkömmlichen“ Weg zu vertreiben? Oder ist da noch etwas in Planung?
Als ich Anfang 2008 die Idee hatte ein eigenes Album zu produzieren wollte ich, dass dieses Album kompromisslos wird. Ich wollte während des Schaffensprozesses keinerlei „kommerzielle“ Mitsprache zulassen. Das schließt nicht aus, dass es später noch Partner für die Auswertung geben könnte. Ich wollte aber auch den Kreis durchbrechen, dass immer mehr Leute immer weniger Arbeit in Musik – insbesondere elektronische Alben – stecken, weil sie nicht genug verkaufen. Ich persönlich wurde beim Kauf vieler Alben in den letzten Jahren immer wieder enttäuscht und dachte mir, dass es kein Wunder ist, wenn sich die Leute bei solchen Alben höchstens 1-2 Songs über iTunes ziehen. Ich kann nicht erwarten, dass heutzutage jemand für zwei gute Songs und acht „Füller“ achtzehn Euro zahlt.
Denkst Du, Deine sehr spezielle Art von elektronischer Musik findet am Markt gerade nicht das nötige Interesse? Wie schätzt Du die elektronische Szene momentan ein?
„DIE elektronische Szene“ gibt es gar nicht. Der gesamte Dance-Markt ist ja schon extrem zersplittert. Frag doch mal einen Minimal-Hörer nach Trance… und da hat man die nicht-tanzbare elektronische Musik noch nicht mit bedacht. Und genau dieser Zersplitterung wollte ich mich ja auch bei „Thirteen Stories“ nicht unterwerfen. Ich wollte elektronische Musik machen, die man immer wieder gerne hört. Ich glaube solche Musik ist immer „en vogue“. Die grundsätzlichen Probleme des Musikvertriebes haben ja nicht so viel mit dem Musikgenre zu tun. Bei allen Musikstilen verkaufen die dicken Fische nur noch die Hälfte, die kleinen Fische aber nicht mal mehr ein Zehntel von dem, was in den 90ern ging. Das ist im Indierock oder Metalbereich sicherlich genau so wie bei Trance & Co.
Deine Initialen RMB sind zum Kult der Dance-Szene der Neuniger Jahre geworden. Sehr viele Fans trauern dem Act nach und bekannte DJs haben in den letzten Jahren mit ihren Remixen Tribut gezollt. Meines Wissens gilt das Projekt offiziell als abgeschlossen. Wie endgültig ist diese Entscheidung?
Das Kapitel RMB als Duo ist endgültig abgeschlossen. Unabhängig davon war aber auch das Kapitel „Rave“ schon Jahre zuvor für RMB abgeschlossen. Oft wird dies verwechselt.
Einige Leute trauern nämlich dem Sound Anfang der 90er nach und verwechseln dies fälschlicherweise mit der Auflösung des Duos RMB. Gerne vergessen wird in diesem Kontext auch, dass die ersten RMB Releases auf Le Petit Prince von mir alleine waren. Es liegt also nicht daran, dass mein Ex-Partner nicht mehr dabei ist, dass auf „Thirteen Stories“ kein „Gabber“ zu hören ist (lacht). Das konnte ich früher schon alleine, aber die Zeit dafür ist seit spätestens Ende der 90er einfach vorbei.
Der Sound von RMB damals und auch auf Deinem aktuelle Album klingt ganz anders, als alles andere auf dem elektronischen Markt. Wie würdest du Deine Musik beschreiben?
Ich glaube, dass in der elektronischen Musik oftmals zu sehr in Richtung Trend produziert wird und es den Machern anscheinend nur darauf ankommt so zu klingen wie der letzte Clubhit. Das ist eine unglaubliche Verschwendung des Potentials elektronischer Musik. Genau dieses Potential habe ich aber versucht bei „Thirteen Stories“ auszuschöpfen. Das Ziel war erklärtermaßen, dass der zukünftige Hörer Geschichten durchlebt. Da wäre ich mit einer „angesagten Bassdrum“ alleine nicht weit gekommen (lacht).
Woher nimmst Du Deine Einflüsse? Was inspiriert Dich zu Deiner Musik?
Ich glaube nach wie vor daran, dass gute Melodien, ergreifende Sounds und durchdachte Arrangements nur bedingt der Mode unterworfen sind. Ein Grossteil der Wirkung meiner Musik ist ganz einfach erarbeitet. Es ist wie beim Handwerk: Wenn es besonders gut werden soll, muss man eben lange dran feilen. Natürlich gelingen manche Elemente quasi in Minuten, aber niemand sollte erwarten, dass ein „zeitloses“ Album, welches man immer wieder gerne hört, in zwei Wochen fertig ist. Eine kürzere Beschreibung als „ein erfahrener Komponist/Produzent steckt viel Arbeit in ein Werk, dass keinem kurzlebigen Trend unterworfen werden soll“ fällt mir leider nicht ein.
Dein neues Album heißt „Thirteen Stories“ und erzählt dreizehn nahezu instrumentale Geschichten. Hast Du bei den Songs tatsächlich eine Story, sprich eine Handlung vor Augen? Oder wie bist Du bei der Track-/Titelentstehung vorgegangen?
Zielsetzung/Konzept von „Thirteen Stories“ war, dass der zukünftige Hörer Geschichten durchlebt. Die Geschichten die ich mir für mich bei der Arbeit ausgedacht habe sind da gar nicht so wichtig. Ich beschreibe sie zwar nach und nach in meinem Blog, aber sie waren eigentlich nur Hilfsmittel bei der Produktion, um Energie und Emotionen in die Songs zu bekommmen.
Deine Musik ist sehr melodiös, beginnt meist entspannt, beinahe poppig und wird dann immer kantiger und elektronischer. Ist das bewusst ein typisches Markenzeichen, quasi Deine Handschrift?
Nun es gibt auch viele Songs, die hart anfangen und dann melodische Breaks haben… Aber ich glaube die Kombination von emotionalen und energetischen Elementen ist in der Tat ein wichtiger Teil meiner Musik, ja.
Bis auf 1-2 Ausnahmen sind die neuen Tracks völlig instrumental. Wolltest Du gezielt keine Vocals auf der Platte oder ging es Dir eher darum, möglichst viel alleine zu machen? Oder war es am Ende doch eher eine Frage des Geldes?
Ich wollte die Möglichkeiten der elektronischen Produktion erst einmal instrumental ausreizen. Es war ja auch so ein monatelanger Prozess bei dem ich über die Hälfte der Zeit noch an 30 verschiedenen Songs gearbeitet habe. Hätte ich zu jedem Zweiten noch Vocals aufgenommen, dann wäre ich nie fertig geworden. Es war auch keine Frage des Geldes, da es ja immer noch Sänger und Sängerinnen gibt, die solche Projekte unterstützen würden, an statt nur eine Gage durchzudrücken. Aber Gesang kann ja nicht nur bereichern. Einige Schnellschüsse haben mir gezeigt, dass ich lieber ein 100%iges Instrumentalalbum machen möchte als ein 80%iges mit Vocals.
Auch wenn Deine Musik mal ausbricht und mal eckiger und rauer klingt, so wirkt sie auf mich doch sehr harmonisch und ausgeglichen. Würdest Du dich selbst als einen ausgeglichenen Menschen bezeichnen?
Nun, meine letzte Prügelei war in der sechsten Klasse und vorbestraft bin ich auch nicht (lacht). Ich glaube aber nicht, dass man das unbedingt aus der Musik heraushören kann…
Vor drei Jahren konnte man RMB mit einem tollen DJ Set noch einmal auf dem Classix-Floor der Nature One live erleben. Werden wir dieses Vergnügen noch einmal haben können? Oder Dich als Rolf Maier Bode? Vielleicht in diesem Sommer?
In diesem Sommer sicher nicht mehr. Aber für die weitere Zukunft möchte ich nichts ausschließen…
Vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen. Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg und freue mich auf weiteren Output von Dir.
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Außerdem war Rolf Maier Bode so freundlich beatblogger.de ein Album zur Verlosung zur verfügung zu stellen. Hier geht es zum Gewinnspiel!
RMB – ein Name, viele Hits, die in meiner Jugend unsterblich waren. Heute sind es ein paar weniger, aber man erinnert sich sehr gerne zurück.
Interview-Highlight!!