Silbermond – Nichts passiert

(c) Olaf Heine

Nichts passiert? Von wegen! Mit „Irgendwas bleibt“  legten Silbermond einen Blitzstart hin und schafften den direkten Sprung auf Platz 1. Nach „Das Beste“ bereits die zweite Pole-Position für die Bautzener Band um Frontfrau Stefanie Klos und somit das bestmögliche Lead-In für „Nichts passiert“, dem dritten Silbermond-Studioalbum. Vertraute Rock- und Popklänge werden dabei zur Bühne für Kritik, Ansporn und die ganz großen Gefühle. Von Jan Delay und Xavier Naidoo gibt es musikalischen Support.

Silbermond sind laut, bewusst laut, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Müssen sie auch, schließlich gilt es eine Message zu transportieren. „Passt auf, dass ihr euch nicht versprecht, bei den Versprechen die ihr brecht“ heißt es im Titelsong des Albums. Der Refrain bringt es schließlich auf den Punkt: „Ich seh euch immer reden, aber nichts passiert“.  Politische Kritik im Wahljahr 2009. Offensiv, aber angebracht. „Nicht mein Problem“ ist da nicht minder zurückhaltend. Diesmal geht es der „Egal-Haltung“ vieler Leute an den Kragen. Der musikalische Rahmen ist ein ganz anderer. Es wird gejazzt, inklusive Big Band und einem Jan Delay an Silbermonds Seite, der im Zusammenspiel mit Stefanie Klos eine richtig coole Nummer zum Besten gibt.

Ansonsten bleiben Silbermond dem Pop/Rock treu, bringen nur gelegentlich neue Elemente mit in die Songs. So klingt „Tanz aus der Reihe“ streckenweise überraschend elektronisch. Dass gefällt, vor allem weil der Song auch sonst zu überzeugen weiß. Aus der Reihe zu tanzen und etwas Verrücktes zu machen – Silbermond motivieren gekonnt dazu, einfach mal Dinge zu machen, die im Alltag sonst keinen Platz finden. „Krieger des Lichts“ geht da in eine ähnliche Richtung. Schnell zeigt sich der atmosphärische Song als einer der Besten des Albums. Die Midtempo Nummer begeistert mit seiner Energie, seiner fast magischen Aura und einer Stefanie Klos in Bestform, die mit ihrer Stimme den Song zum Highlight macht.

 Schwieriger wird es, wenn die Lyrics zu wenig hergeben, und das musikalische Gerüst vergebens um eine Aufwertung bemüht ist. Die Alben-Füller finden sich auch auf „Nichts passiert“ wieder, glücklicherweise deutlich in der Unterzahl. „Nichts mehr“ und „Bist du dabei“ versuchen zu rocken, bieten aber kaum Finessen im Arrangement und lassen Eingängigkeit vermissen. „Keine Angst“ ergeht es fast ähnlich, doch das opulente Spiel des Babelsberger Filmorchesters hilft dem Song auf die Sprünge. „Alles Gute“ zeigt sich als solider Opener, der typischen Silbermond-Sound liefert, darüber hinaus aber nur schwer in Erinnerung bleibt.

„Weg für immer“ gelingt dies schon besser. Klingt der Track zunächst etwas schleppend, entwickelt er ein recht hohes Maß an Eingängigkeit, mit einfachen aber wirkungsvollen Mitteln. Gleichzeitig wird es musikalisch ruhiger, es ist Balladenzeit. Die andere Seite von Silbermond – ruhig, melancholisch und emotional. „Die Liebe lässt mich nicht“ beschreibt eine bekannte Thematik. Wie kann man vergessen, wie kann man hassen, wenn die Liebe noch im Weg steht? Die Ballade überzeugt mit authentischen Worten und viel Gefühl, ähnlich wie „Ich bereue nichts“, dass sich in seiner Thematik schon einen Schritt weiter befindet. Die etwas außergewöhnlichere Ballade findet sich mit „Nach Haus“. Ein schöner Gitarren-Akkord begleitet das zart instrumentalisierte Stück, das Harmonie und Geborgenheit vermittelt. Xavier Naidoo Fans dürfen sich auf den letzten Song des Albums freuen, der innerhalb seiner 5-minütigen Spieldauer allerdings nur wenige Akzente setzen kann. Dennoch stellt „Sehn wir uns wieder“ einen angenehmen Ausklang des Albums dar.

„Nichts passiert“ präsentiert sich vor allem immer dann von seiner starken Seite, wenn die Texte im Mittelpunkt stehen. Da auch die musikalische Umsetzung häufig gelingt, beinhaltet das dritte Album der Bautzener Band durchaus einige weitere potenzielle Hits. Gerne hätte man musikalisch noch etwas weiter experimentieren können, denn einzelne Ansätze lassen erkennen, dass Gitarre und Drums durchaus ersetzbar sind. Silbermond bleiben sich und ihrem Sound in erster Linie aber treu. Ihre Fangemeinde wird es ihnen danken und mit einem Album, voller qualitativ hochwertiger Songs, mehr als zufrieden sein. Erfolg vorprogrammiert.

20.03.2009
Columbia Deutschland (Sony BMG)
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Irgendwas bleibt: