Jem – Down To Earth
Hollywood liebt Jem. Die Liste der TV- und Filmproduktionen, in denen ihre Musik zu hören war, ist jedenfalls beeindruckend: „Desperate Housewives”, „Grey’s Anatomy”, „Six Feet Under” oder der „Sex And The City”-Kinofilm sind nur ein kleiner Auszug daraus. Doch trotz eines Millionenpublikums reichte es bei uns bislang nur für einen Achtungserfolg, die Single „They” aus Jems Debüt „Finally Woken” landete 2005 in den Top 50. Mit ihrem zweiten Album „Down To Earth” im Gepäck, ist die gebürtige Waliserin, heute in Los Angeles lebende Sängerin bereit, endgültig durchzustarten.
Musikalisch zeigt sich Jem dabei experimentierfreudig, Einflüsse aus verschiedensten Stilrichtungen bestimmen den Sound des 12 Track starken Albums, der sich nicht selten abseits des weichgespülten Mainstreams bewegt. Der Titelsong beispielsweise überrascht mit orientalischen Klängen, „I Want You To…” mit heißblütigen, lateinamerikanischen Rhythmen, die einen nicht stillsitzen lassen, während mit der Single-Auskopplung „It’s Amazing” (vom „Sex And The City”-Soundtrack) oder dem catchy „I Always Knew” lupenreiner, leichtfüßiger Pop geboten wird. Aber auch die ruhigeren Töne stehen Jem ausgezeichnet: „You Will Make It” geht sofort unter die Haut, die traditionellen Gesänge des Südafrikaners Vusi Mahlasela unterstreichen die melancholische Stimmung sogar noch. Was nicht funktioniert, ist zum einen der anstrengende Funksong „Crazy”, vor allem aber das konzeptlose „Aciiid!” mit seinen hektischen Rap-Vocals. Speziell im letzten Drittel enthält „Down To Earth” leider auch recht farbloses – keineswegs schlechtes! – Material, das gerade im direkten Vergleich zu den Glanzstücken abfällt.
Der Gesamteindruck ist somit durchwachsen: Mitreißende und abwechslungsreiche Nummern wie „I Want You To…”, „It’s Amazing” oder „You Will Make It” bilden einen deutlichen Kontrast zu unauffälligen Kompositionen à la „How Would You Like it”. Positiv anzumerken ist in jedem Fall die erwähnte Freude am Experimentieren, am Vermischen der unterschiedlichen Stilelemente. Trotzdem ist der rote Faden (fast) durchweg spürbar: allein Jems Stimme hat schon einen hohen Wiedererkennungswert, aber auch die charakteristischen Beats drücken vielen Tracks einen unverwechselbaren Stempel auf. „Aciiid!” bildet in jeder Hinsicht eine Ausnahme. Davon abgesehen ist „Down To Earth” aber ein durchaus interessantes Album mit Ecken und Kanten – positiven wie negativen. Makellos ist schließlich langweilig.
VÖ: 06.03.2009
Dramatico (rough trade)
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