Interview mit „The Black Sheep“-Sängerin Charly

The Black Sheep

Es ist wie im wahren Leben: Auch für Durchstarter in die nationale Musikwelt zählt der erste Eindruck. Dass man das verstanden hat, zeigen die jungen Kölnerinnen von The Black Sheep, und haben mit ihrem Debütalbum „Not Part Of The Deal“ (erscheint Ende März) Großes vor. Im exklusiven Interview verrät Sängerin Charly, wie für sie Musik und Leben zusammengehören, plaudert selbstbewusst über die zurückliegende Tour, das Bandleben und japanische Träume.


Hallo Charly, wie geht’s dir?

Super, danke! Wir haben derzeit wunderschöne Promotage und ich weiß gar nicht, mein wievieltes Interview das ist, aber es macht mir voll viel Spaß.

Vor kurzem ging eure erste kleine Tour zu Ende. Als Support von In Extremo ward ihr bei neun Auftritten mit dabei. Wenn du einmal zurückblickst, was war das für ein Erlebnis für euch?

Ein super, super, geiles Erlebnis! Das war das erste Mal, dass wir auf Tour waren. Seitdem es uns gibt, haben wir zwar schon immer Konzerte gegeben, doch höchstens drei hintereinander. Einmal richtig auf Tour und nicht zuhause zu sein, ist etwas ganz anderes. Vorher hatte ich noch gedacht, ob wir das wohl durchhalten. Aber es wurde von Tag zu Tag immer besser, routinierter und super lustig – auch im Tourbus. Dazu waren unser Team und In Extremo unheimlich nett. Sie nahmen uns total gut auf und ich denke, dass es vielen Leuten gefallen hat.

Wie kam es eigentlich dazu, dass ihr als junge Band bereits im Rahmenprogramm der Mittelalter-Urgesteine auftreten konntet?

Durch unsere Plattenfirma. Unser Boss ist ein sehr guter Freund vom Micha (Michael Rhein, InEx-Sänger, Anm. d. Red.) und hat eben diesem unsere CD vorgespielt. Micha fand sie total super, hat sie dann an seine Band weitergegeben, die ebenfalls begeistert waren, und so wollten sie uns dabei haben. Fanden wir super!

Da stellt sich die Frage, seid ihr eigentlich auch Rockstars...

The Black Sheep

…Ob wir Rockstars sind? – Das kommt darauf, wie man Rockstars definiert. Vielleicht wächst man dort hinein. Mittlerweile würden wir schon behaupten, dass wir angehende Rockstars sind.

In diesem Sinne hatte ihr auf eurer Homepage ja ein kleines Tourtagebuch geführt, mit den Pros und Contras eures Tourlebens. Das heißt, ihr habt schon ein kleines Resümee gezogen?

Richtig, das war als kleiner Joke gedacht. Ich fand’s eine total coole Idee. Es ist so viel passiert und eine coole Story entstanden.

Unter anderem auch zu euren Auftritten, bei denen ihr euch ja sehr Fan-nah gegeben habt. – Davor haben sicherlich viele Anhänger erstmals über eure MySpace-Seite von The Black Sheep gehört. Welche Rolle spielt für euch diese Art des Fankontakts?

Generell sind MySpace und Homepage total wichtig in der heutigen Zeit. Wenn man im Internet nicht existiert, dann existiert man heutzutage fast gar nicht. Es läuft einfach so viel durchs Internet. Ich finde es vor allem super, dass man auf diesem Weg so schnell ’an Leute rankommt’. Wir bekommen echt viele Emails, können schnell antworten und ich möchte auch, dass wir weiterhin persönlich in Kontakt mit den Fans bleiben. Denn ich finde es blöd, wenn das dann andere Leute machen. – Ähnlich ist es bei Konzerten. Dass sich dort eine Band sofort verdrückt, finde ich total unsympathisch. Wenn es irgendwie geht, stellen wir uns immer dazu und reden gerne mit den Leuten.

Blicken wir zurück. Irgendwo hat ja jede Leidenschaft ihren Ursprung: Kannst du mir etwas zur Entstehung von The Black Sheep erzählen? Wie fing alles an?

Das war im Jahr 2005. Mit unserer Gitarristin Johanna, meiner Schwester, habe ich schon immer Musik gemacht. In vielen Kombinationen und verschiedenen Bands. Im besagten Jahr haben wir dann eine Bassistin gesucht und sind im näheren Freundeskreis auf die Auri (Aurora, Anm. d. R.) gestoßen. Sie hatte da schon ein Jahr Bass gespielt. Und dann brauchten wir noch eine Schlagzeugerin. Die haben wir schließlich übers Internet gefunden: „Band sucht Schlagzeuger/in“. Eine Woche später hatte sich Trish gemeldet, am nächsten Tag haben wir geprobt und von Anfang an gut verstanden. Das sind wir – und so ist es gut so.

Ging es dann auch erst los, eigene Songs zu schreiben oder war eure Leidenschaft schon vorher gut ausgeprägt?

Ja, auf jeden Fall! Jeder spielt sein Instrument schon lange und hatte auch schon Songs geschrieben, auch in anderen Bands. Als wir dann zusammen waren, kristallisierte sich schnell heraus, dass wir alle ähnliche Vorstellungen von dem haben, was wir machen wollen. Ein ziemlich großes Glück! So haben wir zusammen Songs geschrieben und immer mehr – bis nun ein Album zustande kam.

Und schnurstracks ging es zu einem echt prominenten Label. Erst einmal Gratulation dazu...

Oh, danke!

...Wie ist man bei Roadrunner Records auf euch aufmerksam geworden?

Nun, seit 2005 spielen wir Konzerte. Und das immer mehr, auch größere. Inzwischen hatten wir ein Management gefunden, das dann so genannte Showcases (Konzert für Plattenfirmenvertreter, Anm. d. Red.) organisiert und zig Plattenfirmen eingeladen hat. Unter anderem Roadrunner. Nach dem Konzert hat man sich dann immer etwas unterhalten. Wir fanden die Leute von vornherein total sympathisch. Sie waren es auch, die sagten: ’Wir wollen euch so wie ihr seid.’ Und das hat uns natürlich super gut gefallen.

Das heißt, so konntet ihr einfach euer Ding machen und eigens sämtliche Songs schreiben, die demnächst auf eurem Debütalbum „Not Part Of The Deal“ zu hören sein werden? Da sind viele Probenstunden, viel Blut und Schweiß hinein geflossen, oder?

The Black Sheep
Seit 2005 hatten wir eigentlich keine Ferien, weil wir eigentlich immer durchgeprobt, Songs geschrieben und auch kleine Demos aufgenommen haben. Die Albumsongs sind daher schon ganz am Anfang entstanden. „Smash My Heart“ war beispielsweise der erste Song, den wir zusammen geschrieben haben. Total cool, dass der jetzt mit auf der Platte ist. Wenn andere freitags abends Party gemacht haben, hieß das für uns nicht Party mit anderen Leuten, sondern Party mit der Band. Es steckt viel Zeit und Herzblut drin.

Anschließend war es soweit: zum ersten Mal im Studio. War das ein komplett neues Gefühl oder war schon ein bisschen Routine drin, seine Songs zu spielen, und sie in dem Fall nur noch mit aufzunehmen?

Für die Demoaufnahmen waren wir schon zuvor in kleineren Studios gewesen. Am Stück 15 Songs aufzunehmen, ist dann schon etwas anderes. Dafür waren wir zwei Wochen im Studio. Eine super geile Erfahrung. Auch unser Produzent Peter Keller hat uns von Anfang an verstanden. – Nur bei mir war es etwas kompliziert, da ich noch zur Schule gehe. So konnte ich nur am Wochenende dorthin fahren. Denn das Studio ist in Hamburg, wir selber wohnen ja in Köln. So konnte ich nur am Wochenende aufnehmen und es hat sich etwas länger gezogen. Beim zweiten Album wird es dann besser.

Führt uns zu der Frage, was macht ihr eigentlich dann, wenn nicht gerade neue Bühnen unsicher oder ihr die Zeit im Studio verbringt?

Momentan stecke ich noch im Abi, bin aber in ein paar Monaten fertig. Die anderen drei haben schon ihren Schulabschluss und jobben nebenher. Ansonsten dreht sich alles um die Band. Hier kommt zwar noch nicht soviel rein, aber wir hoffen, dass sich das bald ändert.

Zurück zu eurer Musik: Sie lässt sich ja beschreiben als englischsprachiger Rock mit poppigen Einflüssen, aber längst nicht darauf beschränken. Viel euphorische Dynamik steckt ja ebenfalls mit drin. Wie versteht ihr eure Musik und worauf legt ihr besonderen Wert beim Schreiben und Musizieren?

Das ist eine schwierige Frage… – Bezüglich der verschiedenen Stile kommt es uns zugute, dass wir alle ziemlich viel und weit gefächerte Musik hören. Das macht sicherlich die Dynamik aus. Jeder bringt so aus seinem Stil verschiedene Elemente mit. Von Metal über Elektro, Rock, Alternative bis Indie und ein bisschen Jazz. Die Hauptsache ist, dass wir unsere Musik leben. Wir stehen dahinter und lieben es. Wenn wir Songs schreiben, haben wir keine bestimmte Idee, was wir genau machen wollen oder entwickeln ein Konzept. Sondern wir schreiben einfach so, wie es aus uns heraussprudelt. Worauf wir Wert legen ist, dass es interessant klingt, tanzbar ist, man mitsingen kann und seine Authentizität hat.

Das bezieht sich gewiss auch auf die Texte, die eure Gefühlswelten widerspiegeln?

Genau! Meistens entsteht jedoch die Musik zuerst. Daraufhin erst ein Text, dessen Thematik schon durch die Musik geleitet wird. Und zu diesen imaginären Bildern versuchen wir dann, einen Text zu entwickeln und unsere vier Ideen auf eine zu bringen.

Hast du persönliche Lieblingslieder auf dem Album, die du unseren Lesern ans Herz legen möchtest?

Eines meiner Lieblingslieder ist „Unwritten Apology“. Da geht die ganze Band richtig gut ab. Auch „Game Over“ gehört dazu. Live ist er kompliziert, geht am Ende total ab und ich kann beim Gesangssolo alles rauslassen. Dann heißt’s zurückhalten, dass ich dort nicht zu emotional reingehe. Manchmal ist’s sogar etwa anstrengend.

Dann kam es kürzlich zu einer besonderen Einladung in den WDR Rockpalast. Für euch Kölner ein Heimspiel. Wie war die Nähe und Atmosphäre dort im Kölner Underground?

The Black Sheep

Super! Direkt nach unserer Tour waren wir gut eingespielt. Wir haben dort sogar schon oft Konzerte gespielt und auch unser neues Musikvideo gedreht. Man hat sich irgendwie zuhause gefühlt. Okay, es war schon etwas anderes mit etwa zehn Kameras auf der Bühne. Viele Freunde, Familie und Fans aus Köln waren dort. Ein richtig toller Abend.

Einen ähnlich guten Abend hattest du auch auf der Tour, nämlich mit dem Sänger von In Extremo...

…genau! Das war richtig gut. Sie hatten mich gefragt, ob ich beim Konzert in Köln nicht einen Song mitsingen wolle. Auf jeden Fall, zumal es sich um meinen Lieblingssong handelte („Auf’s Leben“, Anm. d. Red.). Ich hatte ihn zuvor beim Soundcheck gehört und er stach da schon voll raus. Damit bin ich auch auf der offiziellen InEx-Tour-DVD mit drauf, die in Köln gedreht wurde.

Zum Abschluss sei eine kurze Frage zu eurem Bandnamen „The Black Sheep“ gestattet. Als assoziierte Außenseiter kamt ihr mir bisher gar nicht vor...

Diese Idee hatte jemand ganz am Anfang unserer Band. Eigentlich haben wir nie darüber nachgedacht und nun fragt uns jeder, warum wir denn so heißen. Darum: Das sind wir einfach. Keine Diskussion. (schmunzelt, Anm. d. Red.)

Wagen wir den Blick nach vorne. Was sind eure nächsten Ziele? Oder habt ihr bestimmte Träume?

Als erstes steht ja die Veröffentlichung unserer Platte an, die hoffentlich gut läuft. Dann möchten wir so viel es geht live spielen. Festivals sind geplant. Dazu bereiten wir uns schon auf die zweite Platte vor, weil es einfach Spaß macht, Songs zu schreiben. Wenn es so weiter geht, könnte man sich überlegen, vielleicht in zehn Jahren international zu spielen. Eine Japan-Tour wäre voll cool…

Stimmt, warum hat Japan eigentlich einen so besonderen Stellenwert?

Vielleicht, weil es einfach ziemlich weit weg ist. Zumindest weiß ich, dass die Leute dort ziemlich ’crazy’ drauf sind und wenn die etwas mit unserer Musik anfangen könnten, hätte man einiges erreicht.

Du meinst also, die funktioniert dann auch woanders ganz gut?

Vielleicht nicht unbedingt. Doch die Japaner haben eben einen ziemlich krassen Stil und es wäre einfach toll, eben auch dort gut anzukommen.

Dank dir für deine Zeit und das Interview. Beatblogger.de wünscht viel Erfolg mit eurem Debütalbum „Not Part Of The Deal“ und wird bei The Black Sheep weiterhin genau hinhören.

Ausstrahlung des „WDR Rockpalast“ mit The Black Sheep: Nacht vom 15. auf 16. März, 0.30 Uhr
Veröffentlichung des Debütalbums „Not Part Of The Deal“: 27.03.

The Black Sheep @ Home | @ MySpace

(Das Interview führte Christian Nötel für Beatblogger.de. Kopieren auch in Auszügen nur mit vorheriger Genehmigung. Kontakt: marcus.becker@beatblogger.de)