Armin van Buuren – Imagine – The Remixes

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2008 war sein Jahr: Mit „Imagine”, dem dritten Artistalbum, gelang Armin van Buuren der Sprung an die Charts-Spitze seiner Heimat Niederlande, die dazugehörigen Liveshows begeisterten Fans auf dem gesamten Erdball, und zu guter Letzt wurde er von den Lesern des „DJMag” erneut zum besten DJ der Welt gewählt. 2009 hält das heißersehnte „Imagine”-Remix-Album bereit, das Armins Status einmal mehr unterstreicht: 17 der momentan gefragtesten Trance-Produzenten wie Cosmic Gate, First State oder John O’Callaghan durften sich an den Originalen austoben und dem nun ein gutes Jahr alten Album einen frischen Anstrich verpassen.

Dass man eine Vorlage keineswegs zur Unkenntlichkeit verändern muss, beweist Martin Roth mit seinem Remix der (fast) instrumentalen Trance-Hymne „Face To Face” direkt zu Anfang. Er übernahm alle zentralen Elemente, etwa die eingängige Pianoline oder Denise Riveras gehauchte Vocalsamples, lässt den Track mit etwas weniger BpM und zeitgemäßeren Sounds aber gleich viel cooler klingen. Manchmal ist weniger eber mehr. First State experimentierten mit der aktuellen Auskopplung „Unforgivable” hingegen deutlich mehr, sodass die gefühlvollen Vocals von Jaren in ihrem sonnigen „Smooth Remix” in einem völlig neuen, aber nicht weniger atmosphärischen Licht erstrahlen. Der Remix von Stoneface & Terminal auf CD 2 versucht es mit mehr Tempo, wirkt aber vergleichsweise uninspiriert. „In And Out Of Love”, der Hitsingle mit Within Temptation-Frontfrau Sharon den Adel, nahmen sich das norwegische Duo The Blizzard sowie Richard Durand an – einmal melodisch und verspielt, einmal rau und clubbig, beides überzeugende, allerdings bereits bekannte Versionen. Eine erfreuliche Überraschung ist „Never Say Never” im Remix von Myon & Shane 54 aus Ungarn, der dem mittelmäßigen, da schlicht zu poppigen Original endlich Tiefe verleiht und vor allem im Break mit Jacqueline Govaert brilliert. Einen Tick zu stark bei The Blizzard abgeschaut haben Omnia auf der zweiten Scheibe, bieten nichtsdestotrotz eine solide Alternative. „Rain” wurde im Original bislang unterschätzt, bekommt in Form von zwei Remixes aber eine neue Chance: Während W&Ws Variante noch recht zusammengeflickt, unausgegoren wirkt, liefern Cosmic Gate den vielleicht stärksten Remix der Doppel-CD ab. Treibend und progressiv, ohne die melodischen Oldschool-Synthis und Cathy Burtons herrlich fragilen Gesang zu kurz kommen zu lassen – kurzum: auf den Punkt interpretiert.

Auch „Fine Without You” klingt nun wesentlich Club-orientierter, wobei das druckvolle Arrangement des niederländischen Durchstarters Sied van Riel nicht optimal mit Jennifer Renes Gesangszeilen harmoniert. Selbst wenn das Resultat seinen Zweck erfüllt, wäre vermutlich noch deutlich mehr möglich gewesen. Es folgt „What If”, das wohl zu den unauffälligsten Titeln auf „Imagine” gehörte. Gleich zwei Remixer hatten die Aufgabe, diesen Zustand zu ändern: Ohmna hielt sich dabei noch zu nah an der Vorlage, Arnej hingegen zauberte einen fast komplett eigenen Track mit interessanten Neuerungen, etwa dem lupenreinen Trance-Break oder den dramatischen Synthi-Streichern. Weniger überraschend ist die Wahl des Remixers für „Hold On To Me”. Armin entschied sich für John O’Callaghan, der zusammen mit der Sängerin des Tracks, Audrey Gallagher, seinen großen Durchbruch schaffte. Die Interpretation des Iren riecht zugegebenermaßen recht offensichtlich nach „Big Sky” Part II, ist dennoch ein netter, wenngleich schnörkelloser Peaktime-Trancer. Ähnliches trifft auch auf den Paul Miller Remix des Titeltracks „Imagine” zu. Der Pole bietet lediglich lauwarmen Uplifting-Standard, der dem vielschichtigeren Original nicht das Wasser reichen kann. Die bislang unveröffentlichten Tranceversionen der ersten Auskopplung „Going Wrong” mit DJ Shah und Sänger Chris Jones dürften viele Fans dagegen schon sehnsüchtig erwartet haben. Speziell Alex M.O.R.P.H. & Woody van Eyden präsentieren den Charthit von einer ganz neuen Seite, das Soundgewand von Sean Tyas auf CD 2 klingt ähnlich, muss sich aber geschlagen geben. Zum Schluss noch der wahrscheinlich unnötigste Remix, nämlich der zu „Intricacy”. Acht Minuten lang fragt man sich: Ist es das Original oder der Remix? Thomas Bronzwaer hat zwar technisch sauber gearbeitet, veränderte aber nahezu nichts und hinterlässt daher einen faden Nachgeschmack.

Fazit: Ein Blick auf das Tracklisting dürfte schon genügen, um zu sehen, dass Armin van Buuren auf „Imagine – The Remixes” die Crème de la Crème der Trance-Szene versammelt hat. Wer dann auch noch ausgiebig in die zwei Scheiben reinhört, wird feststellen, dass die ohnehin schon starken Originale in geremixter Form nichts von ihrer Qualität einbußen mussten. Erfreulich ist vor allem das breite Stilspektrum, das die Produzenten mitbringen: Ob progressiv (First State, Cosmic Gate), clubbig (Richard Durand, Sied van Riel) oder uplifting (John O’Callaghan, Alex M.O.R.P.H.), dazu die zahlreichen, aber eben auch sehr unterschiedlichen Vocals – eintönig ist das Werk ganz und gar nicht. Natürlich findet man bei 17 Remixes neben Highlights wie „Rain” oder „Unforgivable” auch mal Durchschnittsware, die hinter den Erwartungen zurückbleibt, das Niveau ist jedoch gerade für ein Remix-Album sehr hoch. „Imagine – The Remixes” dient dabei nicht nur für Armin van Buuren-Fans als unverzichtbare Ergänzung zum Album, sondern dürfte viele weitere Freunde des Trance-Genres begeistern. Zwei Daumen hoch!

VÖ: 13.03.2009
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