Saxon – Into The Labyrinth
Respekt vor dem Alter – so gehört sich das. Die Metaller von Saxon gründeten sich vor knapp 33 Jahren. Große Anerkennung ist dem Quintett aus Southern Yorkshire, einer Grafschaft Englands, also gewiss. Schließlich waren sie es, die 1980 mit „Wheels Of Steel“ und „Strong Arm Of The Law“ zu Mitbegründern der New Wave of British Heavy Metal aufstiegen. Auch wenn ihnen der globale Durchbruch nie gelingen wollte, gehören Saxon trotzdem noch lange nicht zum alten Eisen. Mit ihrem 18. Studioalbum „Into The Labyrinth“ soll der Beweis erbracht werden.
Ein Dutzend neue Songs entstanden laut Frontmann Biff Byford teils in England, teils in seiner französischen Wahlheimat. Unter der Regie von Charlie Bauerfeind schritten Saxon schließlich in der Krefelder Twilight Hall zur Tat. Dabei diente das Studio von Blind Guardian als Ausgangspunkt – nun auch für unseren Start in das Labyrinth. Los geht es mit dem gewaltigen Opener „Battalions Of Steel“. Aus dessen gefühlvollen Flächen zur Einleitung baut sich kontinuierlich eine geradezu explosive Feuersbrunst auf. Schwere Riffings peitschen um sich, ein geladenes Drumming ebnet den Weg, dazu Biff Byfords beißende Stimme. Als freiwilliger Rekrut zieht es einen mit in die tosende Schlacht, nicht ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren. Denn das lautet Abrocken. Prädestiniert dafür ist folgender Mitempo-Stampfer „Live To Rock“, welcher ja schon seit Oktober als Singleauskopplung zu haben ist.
Abermals voll auf die Fresse gibt einem das knackige „Demon Sweeney Todd“. Grelle Blitze durchzucken den Himmel, energiegeladene Riffings das Gitarrendoppel Doug Scarratt und Paul Quinn. Nibbs Carters Bassdonner sowie Nigel Glocklers Schlagzeuggewitter besorgen alles Übrige, während Byfords rauer Gesang das Dunkel erschäumen lässt. Es folgen ganz genau 42 Sekunden zum Durchatmen. Mehr benötigt das balladeske „The Letter“ nicht. Anschließend avanciert „Valley Of The Kings“ zum wahren Mördertitel um die historische Totenstadt im alten Ägypten. Aggressive Tempovariationen voller Spielfreude lassen zum abenteuerlichen Ritt in die Zeit vor Christus ansetzen. Massig Pathos inklusive.
Während das Feuerwerk noch nachglüht, kehrt mit der nächsten Midtempo-Nummer „Slow Lane Blues“ ein wenig Schwermut ein. Aber dieser wandelt sich schnell wieder. Im hart durchgerifften „Crime Of Passion“ gibt es leidenschaftlichen Heavy Metal auf die Ohren. Fesselt, fetzt und hat Luft – ähnlich dem durch „Premonition In D Minor“ eingeleiteten „Voice“. Auf die Vorwarnung folgt ein eindringlich getragenes Stück, dessen Intensität grundsolide bis in die Haarspitzen dringt. Stimmlich bewegt sich Byford zwischen einfühlsamen Strophen und dem fast klagend anmutenden Chorus. „Protect Yourselves“ ist von der Gangart ähnlich anzusiedeln, wobei den gepresst intonierten Zeilen ein eher unterschwelliger Refrain folgt.
Ein weiteres Durchdrücken des Gaspedals forciert das eingängige „Hellcat“. Geprägt von leidenschaftlichen Saitensoli, geht die Nummer nochmals ordentlich nach vorne. Ebenfalls höchst eingängig macht „Come Rock Of Ages (The Circle Is Complete)“ das Dutzend voll. Allemal partytauglich. Und allemal eine besondere Zugabe wert: „Coming Home“ war in elektronischer Form bereits auf dem Album „Killing Ground“ (2001) zu finden, hier präsentieren ihn Saxon mit Slide-Guitar im glitzernden Blues-Outfit. Irgendwie der treffende Titel, wenn der des Albums schon „Into The Labyrinth“ lautet.
Viel Neues haben Saxon darauf im Grunde nicht zu bieten. Was umgekehrt heißt, sie bleiben sich treu. Eigentlich ist alles beim Alten. Respekt dafür, denn etwas anderes wollen wir auch gar nicht hören. Hier erschallt solider Metal als bester Zündstoff. Ohne übertriebenen Schnickschnack lassen es die Altrocker anständig krachen. Dabei ist die erste Hälfte des Albums von powergeladener Offensive geprägt, während die zweite eher den reinen Heavy Metal unter die Saiten nimmt. Ein Mittelweg zwischen den Vorgängerwerken „Lionheart“ und „The Inner Sanctum“, wie Byford es selbst beschreibt. Ab Februar dürfen wir sicherlich beide Facetten auf Saxons Europa-Tournee live erleben. Vorausgesetzt, das Labyrinth avanciert bis dahin nicht doch noch zum Ver-Irrgarten.
4/5 | Album | VÖ: 09.01.
Steamhammer (SPV)
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Battalions Of Steel: