The Cure – 4:13 Dream

Lange vier Jahre mussten wir auf das neue The Cure Album „4:13 Dream“ warten: jetzt ist es endlich soweit. Schon der Blick auf das chaotische und sehr expressionistisch gehaltene Cover weckt die Vorfreude, auch die große Marketing-Aktion vorab (vier Monate lang wurde an jedem 13. des Monats wurde eine Single veröffentlicht) hat Robert Smith & Co wieder ins Gespräch gebracht. Doch kann „4:13 Dream“ die hohen Erwartungen erfüllen?

Der musikalische Einstieg ins Album ist bereits vielversprechend. Ein langes Intro eröffnet „Underneath The Stars“, den Sound prägen melancholische Riffs und helle Chymes, bevor die vertraut charismatische Stimme von Robert Smith einsetzt. Das ganze Stück wirkt vertrackt und gleichzeitig auf seine Weise düster und romantisch – genial. Es folgt „The Only One“, das man bereits vom Radio kennt, eine sanfte und positive Uptempo-Nummer mit Killer-Chorus und verspielten Riffs. „The Reasons Why“ ist eher unspektakulär, wohingegen „Freakshow“ ein ganz anderes Kaliber darstellt. Frickelig und abgedreht könnte der Track prima auf einem Quentin Tarantino-Soundtrack vertreten sein. Erinnert ein wenig an „Hot Hot Hot“.

Weiter geht es mit Track Nummer fünf, „Sirens Song“ – und es wird schwärmerisch. Mit fast schon kitschig anmutenden Riffs und Piano im Hintergrund wirkt der Track überraschend hell und lebensfroh, das richtige für eine lange Winternacht vor dem Kaminfeuer. „The Real Snow White“ dagegen ist wesentlich fordernder und hat einen unheimlich guten Groove, klassischer The Cure-Sound trifft auf eine fluffige Popmelodie. Wesentlich dezenter beginnt „The Hungry Ghost“, flotter Rhythmus und ein hypnotisches Gitarrenspiel flankieren den Weg für die Vocals, mit leicht psychedelischen Synthies im Hintergrund erinnert der Track an die „Bloodflowers“-Zeiten. Mit dem folgenden „Switch“ zeigen sich The Cure dann erstmalig auf diesem Album experimentierfreudig, synthetische Drums, stark verzerrte Gitarren zu Beginn – das ist fast schon Industrial (zumindest ansatzweise). Darauf aufbauend entfaltet sich der Track nach und nach, bewusst unruhig und flackernd trommeln die Drums und quengeln die Riffs. Ein Highlight des Albums!

Dann wieder ein kompletter Break: „The Perfect Boy“ ist eher introvertiert und zurückhaltend, aber mit bittersüßen Lyrics ausgestattet. „This. Here And Now. With You“ nährt die pure Romantik in den Lyrics, dazu gesellt ein toller Refrain und eine durchaus spannende Bass-Linie. Toll. „Sleep When I’m Dead“ ist dann das nächste Highlight der Platte. Eingängiger Rhythmus, tolle Melodie, große Emotion. Erneut Zeit für Experimente – „The Scream“ schwelt lange vor sich hin, bevor er nach und nach in einer wahren Explosion gipfelt: Schreie, verzerrte Gitarren, explodierende Drums – ein derartiges Sounddickicht, dass man kaum weis, wo einem der Kopf steht. Mit „It’s Over“ kommt die Orientierung zurück, der Track versteht sich als überraschend kantiger Rocker, pure Energie strömt aus den Boxen, Ladies & Gentleman, das ist ein wahrer Rausschmeißer.

Insgesamt lässt „4:13 Dream“ kaum Wünsche offen. Die Band besinnt sich ihrer Wurzeln, zeigt sich aber darüber hinaus ungewohnt experimentierfreudig. Sicherlich, die Erwartungen waren hoch – und somit kann die Platte all diejenigen, die „sowieso die alten Alben viel besser finden“ nicht befriedigen. Egal, „4:13 Dream“ hat alles, was ein The Cure Album braucht. Absolute Kaufempfehlung.

VÖ: 24.10.2008
Label: Geffen / Universal
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