Polarkreis 18 – The Colour Of Snow
Top 10 für „Allein allein“, eine Riesenüberraschung. Kaum haben sich die Dresdner von ihrem Indie-Release „Polarkreis 18“ erholt, stehen sie auch schon bei einem Major unter Vertrag und gelten als große deutsche Pop-Hoffnung, ohne sich den Gesetzen klassischer Popmusik zu unterwerfen. Polarkreis 18 waren immer schon ein wenig anders, sind klassische Klang-Ästheten der isländischen Schule, scheinbar auch Britpop- und Avantgarde-Freunde. Ihr neues Album „The Colour Of Snow“ grenzt an Gigantomanie, wurde mit den Dresdner Sinfonikern eingespielt. Einzig, Polarkreis 18 können sich das leisten.
Neben erwähnter, beinahe tanzbarer Single warten zahlreiche weitere Perlen darauf entdeckt zu werden. Was mit „Tourist“ eher zaghaft den zwingend beginnt, steigert sich spätestens in „Prisoner“ gewaltig. Die dicke Orchestrierung ist am ehesten mit „S&M“ vergleichbar, gerade die dramatischen Instrumental-Passagen stehen für Mystik wie Soundtrack-Flair. „Rainhouse“ ist überraschend heavy, lässt beinahe dancige Keys auf wütende, metallische Gitarrensalven treffen – Muse lassen grüßen. An anderer Stelle bietet sich der charmant schwofende Titeltrack als zukünftige Single an, will „130/70“ nur umarmt werden, bis ein mächtig verzerrter Basslauf einsetzt. Mit „Happy Go Lucky“ abzuschließen, war eine fantastische Idee – hier kommen erwähnte Parallelen zu Sigur Rós besonders deutlich heraus, werden förmlich zelebriert bis hin zum fast unscheinbaren, dennoch majestätischen Ausklang.
„The Colour Of Snow“ ist die einzig logische Konsequenz für Polarkreis 18, die ihren Wachstum nicht hemmen, sondern ungehindert puren Bombast in der Schönheit des Moments ausleben. Derart cineastische Ansätze waren auf dem Debüt bereits erkennbar, werden nun aber exzessiv ausgereizt. Das mag anfangs ordentlich überlasten, spiegelt in Wirklichkeit aber ausgereiftes Songwriting wieder. Was zum Debüt gesagt wurde, gilt auch jetzt noch: Diese Jungs werden uns noch viel Freude machen.
VÖ: 17.10.2008
Universal Music
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