Nelly – Brass Knuckles
Wenn ein Musikbegeisterter sich vor ein paar Jahren als Nelly-Fan outete, war sofort klar, wer gemeint war. In den letzten Jahren machte ihm Frau Furtado zwar etwas den Namen streitig, doch auch heute noch sollte klar sein, dass sich hinter Nelly einer der erfolgreichsten Rapper unserer Tage verbirgt. Seit seinem Debüt „Country Grammer“ im Jahr 2000 lernten wir den ursprünglich in Texas geborenen Rapper von verschiedenen Seiten kennen. Sei es den Party-Freak bei „Hot In Herre“ oder den gefühlvoll Nachdenklichen mit „Over And Over“ oder dem internationalen Nummer 1 Hit „Dilemma“. Alle seine bisherigen Studioalben erhielten – teilweise mehrfach – Platin-Auszeichnungen und drei davon gingen sogar an die Spitze der US Charts. Nach etwa drei Jahren Ruhepause, in denen sich der Rapper viel mehr um seine zwischenzeitlich gegründeten Unternehmen (u.a. Damen- und Herren-Bekleidung) kümmerte, erscheint Cornell Haynes Junior, so Nellys gebürtiger Name, nun zurück auf der Showbühne und hat mit „Brass Knuckles“ ein neues, vielversprechendes Album im Gepäck.
Alleine ein Blick auf die Tracklist verrät, welchen Status Nelly innerhalb der letzten Jahre erreicht hat. Die 14 Tracks featuren nämlich alles was in des Szene Rang und Namen hat: T.I., LL Cool J, Snoop Dogg, Nate Dogg, Usher, Fergie, Akon, Ashanti, Ciara, Pharall, R.Kelly und natürlich seine alten Kumpels die St. Lunatics. Sie alle sind auf Nellys neuen Langspieler verewigt und helfen mit ihrer eigenen Art und Weise aus „Brass Knuckles“ einen abwechslungsreichen Tonträger zu machen.
Der Starter „U Ain’t Him“ mit Rick Ross ist ein gewaltiger Groover geworden, der vor allem durch den hohen „I don’t belive you“-Chorus im Gedächtnis bleibt. Auch „Let It Go“ mit Pharall ist ein verdammtes Party-Brett geworden, wenn der Text auch ganz schön ungezügelt und dirrty daherkommt. Die erste Singleauskopplung „Party People“ mit Fergie und auch die in Amerika als dritte Single erschienene Kooperation mit Ciara „Step On My J’z“ sind enorm tanzbar und für den Club bestens geeignet. Vor allem Tracks wie „Hold Up“ und „Chill“ bringen Nellys unbeschreiblichen Flow gut zur Geltung und erinnern damit an gute, alte Rap-Zeiten. Neben diesen schnelleren Nummern, sind auf „Brass Knuckles“ natürlich auch ein paar ruhigere Nummer vertreten. „Long Night“ ist eine typische Usher-RnB-Nummer geworden. Kein Wunder, dass dieser als Gast dort auch einige Vocal beisteuert. Noch deutlich deeper und überzeugender ist allerdings Nellys einziger Solo-Track „One And Only“, genauso wie die Nummer „Lie“, die er gemeinsam mit seinen Jungs der St Lunatics aufgenommen hat. Neben der aktuellen Single „Body On Me“, einem relaxten RnB-Groover mit Akon und Ashanti, fällt außerdem vor allem der Track „Self-Esteem“ mit Chuck D von Public Enemy auf. Die Nummer klingt erstaunlich akustisch und funky und schreit gerade nach einer Live-Umsetzung.
Auch auf seinem sechsten Studioalbum zeigt sich Rapper Nelly also erneut sehr abwechslungs- und facettenreich. Sicher wird es – gerade auf dem deutschen Mark – schwer werden, damit an alte Erfolge anzuknüpfen. Auch in den USA, wo „Brass Knuckles“ bereits seit dem Spätsommer erhältlich ist, tut sich die neue LP im Vergleich zu den Vorgängern noch etwas schwer. Vielleicht liegt es daran, dass Nellys unwiderstehlicher Flow unter den vielen Features oft etwas in den Hintergrund gerät. Gerade da Namenskollegin Frau Furtado aber gerade eine kleine Kreativ-Pause einlegt, dürfte es Nelly problemlos gelingen, seinen Namen auch bei uns wieder mehr in den Vordergrund zu bringen. Und wer weiß, bei Nellys Kooperationswahn wäre sogar eine versöhnende Nelly vs. Nelly-Produktion in ferner Zukunft nicht ausgeschlossen. Das würde sicher interessant klingen.
VÖ: 17.10.2008
Universal Music
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