Andy Duguid – Believe
Ist es Trance, ist es Electro, oder doch eher House? Vor dieser Frage stehen Freunde elektronischer Musik immer öfter, denn der Crossover-Trend ist kaum noch zu stoppen. Die Grenzen verschwimmen immer mehr und haben die Türen für zahlreiche frische, neue Mischformen geöffnet. Warum sollte man sich also speziell als Newcomer direkt auf einen Sound festlegen? Das muss wohl auch Tiësto-Entdeckung Andy Duguid aus Aberdeen, Schottland, gedacht haben, der sich mit seinem Debütalbum „Believe” ohne konkreten Genre-Stempel, dafür mit großem Spaß an musikalischer Vielfalt präsentiert.
Ein atmosphärisches Intro mit dem Titel „Inspiration Of A Belief” bildet den standesgemäßen Auftakt des Albums, ehe es fließend in Andys Hitsingle „Don’t Belong” übergeht. Die sommerliche Nummer pendelt irgendwo zwischen Trance und House und galt als eines der Highlights auf Tiëstos „In Search Of Sunrise”-Compilation, wozu die sanften Vocals von Sängerin Leah sicherlich einen großen Teil beigetragen haben. Auch „Falling” punktet mit einer nicht weniger interessanten Gastvokalistin: Julie Thompson war zuletzt auf Produktionen von Jonas Steur, Signalrunners oder Tiësto zu hören, und glänzt einmal mehr mit ihrer unverwechselbaren Stimme. Kombiniert mit treibenden Beats und mysteriösen Streicherflächen gelangen ihr und Andy ein starker, fesselnder Track, der den Hörer sofort in seinen Bann zieht. „Wasted”, wieder mit Leah, spielt mit dem Wechselspiel aus verträumten Vocals und relaxten Gitarrensounds sowie einem kraftvollen Drum-Programming. Eine ganze Spur deeper geht es hingegen im Anschluss mit „Hold My Breath” zur Sache. Hier arbeitete der Schotte mit den Produzenten Mr. Sam und Solarstone zusammen, wobei letzterer nicht selbst hinter den Reglern saß, sondern die gefühlvollen Vocals beisteuerte. Nach dem Break driftet der Titel leider in recht monotones Electro-Geblubber ab, hier wäre mehr drin gewesen. Seine musikalische Offenheit beweist Andy dennoch.
Gleiches gilt auch für das clubbige „The Crossings”, dem ersten und (vom Intro abgesehen) einzigen Instrumental des Albums, das gleichzeitig den House-orientierteren Mittelteil des Albums einläutet. Die neue Single „To The Floor”, gesungen von Singer/Songwriter und Funkermanns „Speed Up”-Stimme I-Fan, ist ein zeitgemäßer Electro-House-Track für die Tanzflächen, ohne jedoch einen allzu nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Anders als „My Number”, dem wahrscheinlich auffälligsten Titel des Albums: Satte House-Grooves, Sirenen und ein schriller Chorus von Donna und Anthony werden diejenigen, die Andy nur mit „Don’t Belong” oder „Wasted” verbinden, in jedem Fall überraschen. Doch auch sie kommen weiterhin auf ihre Kosten, denn es geht zurück zum Sound der ersten Hälfte. Die charismatische Esmaye unterstützt Andy auf „Touching Ground”, während es bei „Run” ein Wiederhören mit Leah gibt, diesmal allerdings unter dem Pseudonym Alanah (vermutlich um das Tracklisting interessanter wirken zu lassen). Mit „White Sands” neigt sich „Believe” dem Ende entgegen, jedoch zeigt Andy noch eine weitere neue Facette. Ganz ohne Beats konzentriert sich die melancholische Ballade ausschließlich auf das Zusammenspiel von Pianoklängen und Julies Thompsons Vocals. Ein gelungenes Finale, das unter die Haut geht.
Spontan fallen einem zu Andy Duguids Debüt Schlagworte wie abwechslungsreich, detailverliebt und vor allem atmosphärisch ein. Tatsächlich bietet das Album weitaus mehr, als es seine bisherigen Single-Auskopplungen erahnen ließen. Herausgepickt entfalten einige der zehn bzw. elf Tracks ihre tatsächliche Stärke möglicherweise sogar nur bedingt, im Gesamten gesehen bzw. gehört ist „Believe” aber eine spannende, erfrischend offene Reise durch die elektronischen Genres. Dabei gelang es Andy Duguid, dennoch nie den roten Faden zu verlieren. Von sommerlichen („Don’t Belong”) und progressivem Vocal-Trance („Falling”) über Electro-House („To The Floor”) bis Chill-Pop („White Sands”) präsentiert er ein breites Spektrum, das seinem Ruf als talentierter Newcomer absolut gerecht wird. Don’t believe the hype? In diesem Fall darf man ihm glauben.
VÖ: 24.10.2008
Black Hole Recordings
Andy Duguid @ MySpace