Interview mit Peter Fox
Die Auszeit von Seeed dauert an, man muss die großen Hits und die vielen Liveauftritte erst einmal vertrauen. Demba Nabé hat die Zeit als Boundzound bereits genützt, jetzt kommt Peter Fox (aka Enuff aka Pierre Baigorry) zum Einsatz. Der Download-Track „Fieber“ mit K.I.Z. war letzten Herbst nur ein müßiger Teaser, dafür steht nun das komplette Album „Stadtaffe“ bereit. Im Interview stellt sich heraus, dass Fox eigentlich gar nicht singen wollte.
Seeed haben sich momentan eine Auszeit genommen. Warum dieses?
Der Wunsch nach Auszeit kam, um sich mal abseits der Band betätigen zu können. Nach zehn Jahren als Band war es Zeit für frische Luft. Von daher ist es eine Entscheidung für ein frisches Projekt als eine Entscheidung gegen Seeed. Aber mein Projekt mit Orchester und mehreren Live-Drummern hätte im Bandformat nicht gepasst. Ursprünglich hätte auch jemand anders singen sollen.
In der Bio heißt es, dass du ursprünglich eine Produzentenplatte aufnehmen wolltest. Warum ist es doch anders gekommen?
Ich wollte kein Produzentenalbum im herkömmlichen Sinn aufnehmen, auf dem mehrere Leute singen, sondern für einen einzelnen Sänger produzieren. Cee-Lo Green hätte da drauf singen sollen, aber dann ist sein Riesenerfolg mit Gnarls Barkley dazwischen gekommen.
Natürlich erinnern manche Beats an deine Hauptband, andere Elemente wirken wiederum neu und frisch, gerade der Soul-Ausflug. Von wem hast du dich inspirieren lassen?
Am ehesten von mir selbst. Die Idee mit den Drums war, dass die Platte eher tanzbar sein sollte – auch wenn ein paar beinahe balladeske Tracks dabei sind – für die Clubs funktionieren sollte. Das Orchester ist eher untypisch für den Dancefloor, hier wollte ich ganz was anderes machen.
Wie hat sich die Zusammenarbeit mit dem Orchester gestaltet?
Ich habe am Keyboard mit Plastik-Strings Ideen ausgearbeitet, die dann jemand fürs Orchester notiert hat. DJ Illvibe hat bestimmte Passagen aus Orchester-Platten herausgeschnitten und neu zusammengesetzt. Auch das wurde schließlich vom Orchester nachgespielt.
Du betonst die Wichtigkeit von live eingespielten Instrumenten. Warum ist das für dich so wichtig?
Gerade ein Orchester kann man nicht am Computer nachmachen. Natürlich sind grundlegende Sachen wie ein Streicherteppich oder Horns mittels Sampler möglich, aber das Anschwellen der Instrumente ist nicht programmierbar, das klingt unecht. So ist man beinahe gezwungen, mit richtigen Musikern zu arbeiten. Die Drums könnte man vermutlich digital programmieren, aber das ist eben sehr aufwändig. Wenn ich eine kleine Änderung möchte, lasse ich die einfach einspielen, anstatt stundenlang umzuprogrammieren. Außerdem ist die Studioarbeit mit Menschen wesentlich spannender.
Dein Soloalbum trägt den Titel "Stadtaffe". Wo sind die Hunde und Tauben hin?
Ein griffigerer, kürzerer Name ist vermutlich besser. „Stadtaffe“ ist auch der Titel eines Albumtracks. Es passt als Überschrift für die Platte, denn die Texte drehen sich um das Leben eines Großstädters und seine Neurosen, um den Lärm und den Dreck.
Die Affenmasken tauchen immer wieder auf. Was symbolisieren sie?
Hier wird visuelle Kraft geschaffen. Ein echtes Orchester in Anzug und Krawatte macht weniger Eindruck als Streicher mit Affenmasken. Es sollte Style haben und passt auch zum Albumtitel.
Kurioserweise hat Kanye West dein Video zu "Alles neu" in seinen Blog aufgenommen. Weißt du, wie es dazu gekommen ist? Kennt ihr euch?
Nein, ich war auch überrascht. Es ist ja auch die Frage, ob er das wirklich alles selbst macht oder ob das ein paar Leute für ihn gemacht haben. Ich bin ein wenig vorsichtig, aber irgendwie muss es ihm ja gefallen haben, denn wenn es auf seinem Blog ist, muss er davon wissen. Und das ist schon cool.
In "Haus am See" träumst du von einem idealen Leben, einer Fox-Idylle. Wie würde das optimale Leben, der optimale Tag für dich aussehen?
Natürlich besteht der Song aus einer Anhäufung von Klischees, aber an jedem Klischee ist etwas Wahres dran. Ich arbeite zwar gerne, würde das aber gerne mit Familienleben kombinieren. Wär schon fein, ein Haus am See zu haben mit nem Studio im Keller, aber so weit ist es noch nicht.
In "Schwarz zu blau" werden die hässlichen Seiten Berlins analysiert. Ist das eine Art Fortsetzung auf "Dickes B"?
Ich würde eher „Dreckiges B“ sagen (lacht). Es beschreibt eine Hassliebe, den Ranz der Stadt, wenn man um vier Uhr morgens nach Hause kommt und alle Schnapsleichen sieht. Man erkennt, wie hässlich die Stadt ist und man sie gleichzeitig doch liebt – eine ambivalente Stimmung.
Auf "Zucker" ist Vanessa Mason zu hören. Hat dieser Song nach einer entsprechenden Zusammenarbeit verlangt und wie bist du auf sie gestoßen?
Vanessa singt bei Miss Platnum, die auf der Platte einige Chorpassagen macht, im Chor. Sie singt eben auf Deutsch, was in meinem Umfeld selten ist. Für den Song brauchten wir einen Song, der die Stimmung perfekt verkörpern kann. „Zucker“ war auch als Duett angelegt.
Hast du schon was in der Schublade für die Zukunft des Solokünstlers Peter Fox?
Da ist eigentlich kein Konzept dahinter, ich weiß es einfach noch nicht. Das wird die Zeit zeigen. Jetzt konzentriere ich mich erst einmal auf meine erste Platte.
Klasse Interview, Walter!