Interview mit Monrose-Chanteuse Bahar

Nur eine Handvoll Casting-Acts haben es geschafft, über einen längeren Zeitraum erfolgreich zu bleiben. Zu ihnen gehören Monrose, die aktuell ihr drittes Album „I Am“ begehen. Wie es klingen wird und wie sich der Auswahlprozess gestaltet hat, erzählt uns Bahar im Interview.

Das schwierige dritte Album steht vor der Tür. Mit welchen Geschützen fahrt ihr dieses Mal auf, um Monrose endgültig fest zu etablieren?

Wir haben sehr viel an diesem Album mitgearbeitet. Das fängt beim Albumtitel an. „I Am“ steht dafür, dass wir alle unsere eigenen Charakterzüge haben, aber doch an irgendeinem Punkt zusammentreffen. Dieses Mal sind auch 15 statt 13 Song drauf, darunter „A Love Bizarre“, ein Cover von Prince und Sheila E. Für Senna war das besonders spannend, weil sie der größte Prince-Fan überhaupt ist. Unsere Balladen sind dieses Mal tiefgründiger, wurden mit einem gewissen Hintergrund ausgesucht. Ein Song ist zum Beispiel Sennas verstorbenem Vater gewidmet. Musikalisch ist es nicht unbedingt neu, wir bewegen uns weiterhin in Richtung „Hot Summer“ und „Dangerous“, wie man an „Hit N Run“ bereits hören konnte. Auch eine leichte Reggae-Nummer wird dabei sein.

Du sprichst von einem abwechslungsreichen Album. Wie weit hattet ihr Einfluss auf die eingeschlagene Richtung?

Gemeinsam mit der Plattenfirma haben wir uns 600-700 Songs angehört, uns haben am Ende die Ohren richtig wehgetan. Ursprünglich haben wir auch nur 13 Nummern aufgenommen, aber das i-Tüpfelchen hat gefehlt, eine gewisse Nuance. Mit den zwei weiteren Songs wirkt das Album auch fertig.

Nach welchen Kriterien entscheidet ihr, ob ihr einen Song für Monrose verwendet?

Meistens haben wir drei den gleichen Geschmack, obwohl wir aus unterschiedlichen Richtungen kommen. Ich bin eher jazzig unterwegs, Senna mag Soul und HipHop und Mandy hört RnB. Trotzdem, bei uns muss immer ein gemeinsamer Nerv getroffen werden. Einmal reinhören, dann muss es Klick machen. Es muss ja uns genauso gefallen wie unseren Fans, die sich das Album später anhören werden.

Wird an den ausgewählten Songs noch ein wenig herumgebastelt, das heißt kleinere musikalische und textliche Änderungen vornehmen?

Der Song muss vom Verse und von der Hook her stimmen, sonst würden wir ihn gar nicht nehmen. Wir bringen eigene Adlips mit ein, eigene Harmonien und ändern kleinere Textpassagen – es kann ja sein, dass ein Text für einen Mann geschrieben ist. Für uns soll der Song natürlich passen.

Spürt man nach den zahlreichen Edelmetall-Auszeichnungen einen gewissen Druck, wenn es an die neue Platte geht?

Nicht wirklich. Von Seiten der Plattenfirma gab es keinen Druck, aber wir drei haben uns natürlich selbst ein wenig unter Druck gesetzt. Das erste Album wurde von der Plattenfirma und ProSieben zusammengestellt, beim zweiten konnten wir uns ein wenig herantasten. Dieses Mal haben wir komplett daran gearbeitet. Gerade für eine Castingband ist das dritte Album sehr wichtig, um zu zeigen wer man ist und um sich zu etablieren. Wir haben uns sicher nicht krampfhaft in die Platte verbissen, sondern sind die Sache mit Humor und einem Lächeln auf den Lippen angegangen.

"Strike The Match" wurde bereits weit vor dem Album veröffentlicht. Ist es in dieser schnelllebigen Zeit wichtig, laufend Material zu präsentieren und damit im Gespräch zu bleiben?

Einerseits ja, andererseits nein. Man darf nicht zu oft zu viel von sich zeigen, denn sonst wird man langweilig. „What You Don’t Know“ ist letztes Jahr im November herausgekommen und hat sich richtig gut gehalten, das wurde rauf und runter gespielt. Wir hatten Januar bis April wenig zu tun, waren viel zu Hause und haben am Album gearbeitet. Auftritte gab es kaum. Im Sommer musste ne Single herauskommen, denn einige Fans hatten schon Entzugserscheinungen (lacht). Von daher war „Strike The Match“ perfekt, obwohl wir es vielleicht als EM-Song hätten verwenden können, denn es hätte meiner Meinung nach gepasst.

Das Hin und Her in punkto Veröffentlichungspolitik überrascht. "Hit N Run" sollte ursprünglich vor dem Album erscheinen. Nun soll es eine Woche danach erscheinen. Kannst du das bestätigen?

Das Album sollte ja eigentlich wesentlich früher erscheinen, aber wir sind wieder ins Studio für weitere Songs. Dann gab es plötzlich Zeitdruck, „Hit N Run“ sollte vorher erscheinen, was sich aber nicht ausgegangen ist. Am selben Tag wie das Album wollten wir es aber auch nicht veröffentlichen, um nicht mit uns selbst in Konkurrenz zu stehen. Dann hatten wir uns überlegt, den Song als Download herauszubringen, weil der Song über VIVA ein guter Vorgeschmack fürs Album sein sollte. Ob es physisch in den Laden kommt, ist noch nicht sicher (Anm.: Zum Zeitpunkt des Interviews war ein CD-Release von „Hit N Run“ noch nicht bestätigt). Aber der Song ist auf dem Album drauf, also versäumt man nichts.

Auch hört man aus Fankreisen, dass im Dezember mit "Why Not Us" eine Winterballade erscheinen soll. Ist das bereits fix?

Es war eine Zeit lang eine Überlegung, sollte auch früher erscheinen, aber es ist für uns eben ein Wintersong. Da wir aber noch zwei, drei schöne Balladen aufgenommen haben, ist das noch in der Schwebe. Wir warten ab, wie die Leute auf das Album reagieren. Bis zum Winter haben wir ja noch ein wenig Zeit.

Kollegin Senna ist ja mittlerweile als Moderatorin aktiv. Hast du ihre erste Show gesehen?

Ja, natürlich. Ich war zu Hause mit meiner Familie, war ganz nervös und habe mitgefiebert. Sie hat das wirklich gut gemacht.

Hegst du ähnliche Ambitionen, als Moderatorin oder vielleicht als Schauspielerin zu arbeiten?

Über Schauspielerei kann man nachdenken, das klingt interessant, aber für eine Moderation fehlt mir das nötige Handwerk, dafür muss man richtig gut reden und unterhalten können. Das kann Senna um einiges besser, da halte ich mich zurück.

Unvermeidbar ist natürlich folgende Frage: ProSieben sucht derzeit ja wieder eine Girlgroup bei Popstars. Wie steht ihr zu der Kurzlebigkeit, dass sie nur zwei Jahre nach euch schon eure mehr-oder-minder-"Nachfolgerinnen" sucht? - Angst vor Konkurrenz?

Die Frage wurde uns oft gestellt. Wir waren auch bei Popstars in der Circus Krone-Show und haben die Single „Hit N Run“ präsentiert. Wir haben einige Mädels kennengelernt, die waren sehr sympathisch. Man erinnert sich auch zurück, wie es für einen damals war, das durchlebt man noch einmal. An Konkurrenz glaube ich nicht, denn dieses Mal wird etwas Anderes gesucht. Es sind vier Mädels, vor allem für ein jüngeres Publikum, die meines Wissens ganz andere Musik machen werden.

Wenn du an dein Casting zurückdenkst, hattest du einerseits damit gerechnet, je in diese Sphären vorzustoßen und andererseits, dass der Beruf "Popstar" so hart und anstrengend wird?

Ne, ich bin damals zum Casting gegangen und hatte keine Erwartungen. Meine Gesangslehrerin hat mich dorthin geschickt, um ein wenig Erfahrung mit Jury, Bühne und Kameras zu gewinnen. Ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass es so anstrengend wird, aber man bekommt so viel zurück. Man reift, man entwickelt sich weiter.

Man sagt ja auch "der Mensch wächst mit seinen Aufgaben". Was hast du fürs Leben gelernt?

Ich habe Erfahrung gewonnen, habe Disziplin, Toleranz und Selbstständigkeit gelernt, bin ehrgeizig geworden. Früher habe ich kaum gearbeitet, war in der Schule und habe ich doch ein eigenes Zuhause.

Am 26. September erscheint das neue Album. Welche Pläne habt ihr für die nächsten Wochen und Monate?

Natürlich jetzt erst einmal Single und Album. Wir haben bei ProSieben eine „We Love“-Kampagne gedreht, die soll bald erscheinen. Dann kommt im Winter eine neue Single. Danach werden wir uns so langsam auf die zweite Tour vorbereiten und diese im Frühjahr begehen.

Dafür wünsche ich dir viel Glück und bedanke mich für das Interview.

Danke dir auch!