Calexico – Carried To Dust

(c) Gerald von Foris

Die Hintergründe der neuen Calexico-Platte „Carried To Dust“ könnten schräger nicht sein. Da werden über die Jahre hinweg zahlreiche Songs der Mariachi- und Desert-Brigade für Hollywood-Streifen verwendet, und ausgerechnet der Autoren-Streik in der Traumfabrik dient als Inspirationsquelle für das neue Album. Was seltsam anmutet, fasst in Wahrheit einen Longplayer zusammen, der sich auf angenehme Art und Weise den Wurzeln der Band zuwendet.

Mit dem beinahe poppigen Herangehen an „Garden Ruin“ ist also Schluss. Die Akustik-Gitarre steht wieder im Mittelpunkt, auch an Mariachis mangelt es nicht. Der Opener „Victor Jara’s Hands“ lässt sich vom gleichnamigen chilenischen Künstler inspirieren, ist ein sehnsüchtiger lateinamerikanischer Track, der erst spät abhebt und zeitweise sogar an Manu Chao erinnert. Ganz anders die erste Single „Two Silver Trees“, dessen asiatisches Intro trügt. Stattdessen lebt die Wüste wieder auf, allerdings mit mächtig Atmosphäre und akustischem Aufbau anstatt dicker Riffs.

Eine unbekannte Stimme gibt es zu hören. Jacob Valenzuela, langjähriger Trompeter Calexicos, trällert auf „Inspiración“ und macht diesen Latino-Flirt auf seine Art und Weise einzigartig. Pieta Brown singt auf „Slowness“, durchlebt diese Folk-/Blues-Ballade mit einer gefährlichen Mischung aus Schmerz und Hoffnung. Auch die Gastbeiträge von Sam Beam (Iron & Wine) und Doug McCombs (Tortoise) dürfen nicht unerwähnt bleiben, bringen sie doch genau das von ihren Hauptbands ein, was Calexico zuletzt gefehlt hat. Man genehmige sich eine Dosis von „Red Blooms“, das die Gesinnung dieses Albums perfekt zusammenfasst.

Eigentlich kommt „Carried To Dust“ eine Spur zu spät. Diese Platte ist perfekt für eine laue Sommernacht. Alles ist dunkel, Sterne funkeln, die Grillen zirpen. Dazu Calexico als Soundtrack für eine Reise zur Selbsterkenntnis. Oder zum Chillout. Funktioniert eigentlich immer. Und auch wenn die Vorgänger einige schöne Perlen zu bieten hatten – man denke an „Cruel“ oder „Quattro (World Drifts In)“ – zu Hause ist es doch immer am Schönsten.

VÖ: 05.09.2008
City Slang (Universal Music)
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„Two Silver Trees“