Soulfly – Conquer

(c) Eddie Malluk

Max Cavalera ist produktiv für zwei. Hat er erst vor weniger als einem halben Jahr gemeinsam mit Bruder Iggor als Cavalera Conspiracy debütiert, steht nun schon wieder ein neues Soulfly-Album ins Haus. Härter soll es werden als „Dark Ages“, es wie ein Pop-Album aussehen lassen. Eroberungsdrang wird groß geschrieben, ansonsten heißt es auch nicht „Conquer“. Wie immer bleibt alles anders, wenn auch mit Abstrichen im Vergleich zu den Vorgängern.

Die beiden Brecher finden schon zu Beginn statt. „Blood Fire War Hate“ ist ein aggressiver Proto-Thrasher mit vertraut wirkenden Vocals. Tatsächlich brüllt hier David Vincent von den legendären Morbid Angel mit. Nicht ganz so straightforward, dafür nicht minder spannend ist die Single „Unleash“. Was auch immer dieses Gekreische ist, man kann es nicht vollständig ausnehmen. Immerhin geht der Aufbau voll und ganz in Ordnung, gerade im Mittelteil ist Platz für progressive Ausbrüche. Dave Peters von Throwdown – zweiter und letzter Gast-Brüllwürfel – sorgt für dezentes Hardcore-Flair. Achtung auf das Ende, hier wird es noch einmal so richtig rasant.

Hernach herrscht erst einmal Unordnung, die Band versucht sich zu konsolidieren, Ordnung zu kreieren. „Paranoia“ thrasht sich wüst durch die Lande, setzt gerade im Mittelteil auf Groove, dazu darf Rizzo seine Gitarre wundscheuern bis hin zum Folk-Outro. Auch „Warmageddon“ will nicht so recht zünden, hält sich in ähnlichen Regionen auf und operiert vornehmlich im Midtempo-Bereich. Die kurze Initialzündung bleibt unbelohnt. „Enemy Ghost“ weckt Hoffnung, trabt gar nicht so egal los, fällt aber schnell wieder in alte Muster zurück. Einzig das Riff geht in Ordnung. Dann doch lieber das wütende „Rough“, ein dezenter Schritt in Richtung Abrissbirne. Cavalera keift sich zum Krüppel, das Drum’n’Bass-Outro verwundert dafür ein wenig. Soulfly wären aber nicht Soulfly, wenn es keine musikalischen Ausflüge ins Nirwana geben würde.

Ein Song wie „Fall Of The Sycophants“ ist typisch für „Conquer“. Der Auftakt ist noch recht frisch, Cavalera drückt aufs Gaspedal. Zwischendurch setzt der Groove ein, kleinere Soli ertönen. Gegen Ende noch ein wenig Worldmusic dran, schon passt das. Der Auftakt von „Doom“ erinnert dafür kräftig an „Hit The Lights“ spielt dann mit Hardcore und Prog-Jazz. Auch der Hassbrocken „For Those About To Rot“ legt zunächst euphorisch, geradezu wild los. Der Thrash-Anteil steigt wieder merklich, auch wenn es hinten raus anstrengend wird. Letzte Mosh-Chance ist „Touching The Void“, das ein wenig in doomige Gefilde abdriftet, wie es unter anderem auch Napalm Death auf ihren letzten beiden Alben gemacht haben. Aufregend geht aber genauso anders wie „Soulfly VI“, der obligatorische Instrumentaltrack.

Man kann von Max Cavalera nicht erwarten, zwei herausragende Alben innerhalb eines Jahres zu veröffentlichen. Daran sind auch System Of A Down gescheitert. „Conquer“ thrasht sich munter durch die Lande, lässt aber Abwechslung und Innovation vermissen. Soulfly steht eigentlich für Metal ohne Scheuklappen, für eine Entdeckungsreise in den Bereich alternativer Klänge. Diese kommen zu kurz, während die „harten“ Songs nur zum Teil zünden. Einzig beschwert man sich immer noch auf einem recht guten Niveau. Fans dürfen sich allerdings auf die Special-Edition freuen mit einer exklusiven Konzert-DVD und diversen Bonustracks (u.a. ein Cover des Manson-Klassikers „The Beautiful People“).

3/5
VÖ: 25.07.2008
Roadrunner Records (Warner Music)
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